Muss ein Chef alles wissen? Ich finde nicht. 

Soll er über alles reden? Besser nicht. Soll er sich stattdessen auf Dinge beschränken, 

über die er Bescheid weiss? Ja, unbedingt.

Das alles ging mir durch den Kopf, als ich die Fernsehsendung «Eco-Talk» sah. Eingeladen waren: Andreas Meyer, Chef der SBB, und ­Morten Hannesbo, Chef des Auto-Importeurs Amag.

Der Moderator befragte Hannesbo zum neuen CO2-Ziel von 95 Gramm pro Kilometer im nächsten Jahr. «Das ist schon eine sehr grosse Verschärfung», sagte er. Und fuhr fort: «Obendrauf gibt es dann neue Normen.» ­Morten ­Hannesbo sprach von der Real-Drive-Emission-­Messung – also von der Messung auf der ­Strasse: «Das ist eine Verschärfung von wei­teren 10 bis 12 Prozent.» Leider falsch, Herr Hannesbo. Denn für CO2 gibt es noch gar keine ­anerkannte Real-Drive-Emission-­Messung.

Dann versuchte Hannesbo zu erklären, dass ­Gesetze verbindlich seien: «Wenn ich auf der Autobahn 130 fahren darf, dann darf ich 130 fahren.» Dürfen Sie aber nicht, Herr ­Hannesbo. Seit 34 Jahren gilt in der Schweiz eine Tempolimite von 120.

Andreas Meyer seinerseits wurde nach dem Preis für eine Platzreservation gefragt: «Ich ­glaube, es ist ein Fünfliber», riet er. Volltreffer, Herr Meyer!

Doch dann kam auch er ins Fabulieren: «Ich ­finde es peinlich, wenn ich sehe, wie die Menschen ohne Reservation nach Milano fahren.» Müssen Sie nicht peinlich finden, Herr Meyer. Ohne Reservation fährt niemand. Im Billett nach Mailand ist die Reservation immer inbegriffen.

Meyer und seine Familie erhalten jedes Jahr ­Generalabos im Wert von 14 000 Franken. ­Eigentlich schade, dass er nie selber Billette kaufen muss. Sonst verstünde er vielleicht die Sorgen und Nöte der Bahnkunden.