Leserin Anneliese Moser (Name geändert) schreibt dem K-Tipp: «Was soll ich mit der teuren Toblerone, wenn doch die Mahony günstiger ist und erst noch besser schmeckt?» Auch Andreas Schmidt aus Roggwil BE schreibt: «Ich finde es bedauerlich, dass die Migros teure Markenprodukte priorisiert.» Théo Buff aus St. Gallen, einst Lehrling bei der Migros, beklagt: «In kleineren Filialen sind die Eigenmarken-Artikel oft nicht mehr vorhanden.» Und Isabella Heer aus Winterthur ZH stellt resigniert fest: «Die Migros-Führung ist offenbar von der üblichen Globa­lisierungsclique übernommen worden.»

Der K-Tipp hatte in der letzten Ausgabe das Sortiment von 100 Migros-Filialen in allen Landesgegenden durchforstet und die Verfügbarkeit vergleichbarer Produkte geprüft (K-Tipp 4/2022). Dabei zeigte sich etwa: Das Frühstücksgetränk Caotina war in 96 Fililalen erhältlich, das günstigere migroseigene Califora nur in 72. Das Heinz-Ketchup gabs in 97 Filialen, das M-Classic-Ketchup nur in 28 Läden.

Kein Wunder, dass Leser wie Marco Brügger aus Glattfelden ZH schreiben: «Irgendwann werde ich keinen Grund mehr haben, in die Migros zu gehen.» Denn: «Die deutschen Discounter machen es mit ihren hervorragenden Eigenmarken besser. Die Migros schafft sich so selber ab.» Für Karin Thalmann aus Winterthur ZH ist klar: «Ich gehe jetzt vermehrt zu Aldi und Lidl.»

Viele Eigenmarken waren plötzlich weg

Leser bedauern, dass die Migros viele Eigenmarkenprodukte klammheimlich aus den Regalen genommen hat: Die Sunlux-Leuchtmittel etwa, die Blox-Schokoladeriegel, die Bellena-Kosmetikprodukte oder die Delizio-Teekapseln. Manche Eigenmarken existieren zwar noch, wurden aber ausgedünnt: So gibt es durchaus noch Eimalzin-Produkte. Aber die Eimalzin-Schokoladetafel ist verschwunden – zugunsten der teureren Ovomaltine-Schokolade.

Auch auf der Migros-Plattform Migipedia.ch ist der Unmut der Kunden gross. Das Forum vereint zwar viele Migros-Fans. Aber die Kritik ist deutlich: «Die Migros-Chefs denken an den Kunden vorbei», schreibt ein Migipedia-Benutzer. Oder: «Immer wieder neue Produkte in die Regale stellen. Muss das sein?» Oder: «Alnatura, Lindt, Ragusa und Ovomaltine verdrängen bewährte Migros-Klassiker.»

Die Migros sagt zur Kritik der Kunden, sie wolle «die Auswahl auffrischen», schaffe «Platz für Neuheiten und Trends» und passe sich «den neusten Bedürfnissen» an. Doch die Kunden vermuten, die ­Migros wolle mit teureren Markenprodukten den Umsatz steigern. Ein enttäuschter Kunde schreibt: «Die Migros ist Schweizer Meisterin der faulen Ausreden.»