Luxus-Food schmeckt nicht immer besser
Premium-Lebensmittel der Grossverteiler sind teuer, aber nicht immer top. Schmackhafter kann die günstigere Alternative im Ladensortiment sein.
Inhalt
K-Tipp 2/2007
31.01.2007
Vera Sohmer
Sélection und Fine Food heissen die Premium-Linien von Migros und Coop. Die Lebensmittel sind edel verpackt und versprechen kulinarische Höhenflüge. Doch schmecken diese teuren Lebensmittel wirklich besser als die Produkte aus dem herkömmlichen Sortiment? Der K-Tipp verglich Brie, geräucherten Wildlachs (pazifischen Silberlachs), Balsamico di Modena, Mousse au Chocolat, Zitronensorbet und Nuss-Stängel. Drei Experten sowie zwei Laien degustierten die Proben blind.
Eingekauft ...
Kostenpflichtiger Artikel
Um diesen Artikel zu lesen, melden Sie sich bitte an oder wählen Sie eines unserer Abos.
Abo ab 8 Franken
Sélection und Fine Food heissen die Premium-Linien von Migros und Coop. Die Lebensmittel sind edel verpackt und versprechen kulinarische Höhenflüge. Doch schmecken diese teuren Lebensmittel wirklich besser als die Produkte aus dem herkömmlichen Sortiment? Der K-Tipp verglich Brie, geräucherten Wildlachs (pazifischen Silberlachs), Balsamico di Modena, Mousse au Chocolat, Zitronensorbet und Nuss-Stängel. Drei Experten sowie zwei Laien degustierten die Proben blind.
Eingekauft wurden insgesamt 24 Produkte: je mindestens ein Premium-Lebensmittel und drei Alternativen dazu - entweder bei den beiden Grossverteilern oder bei Jelmoli, Spar, Denner und Aldi. Nach Möglichkeit wurden günstigere Vergleichsprodukte gewählt. Ausnahme: Der Wildlachs aus der Zürcher Jelmoli-Gourmet-Factory war mit Fr. 12.50 pro 100 Gramm noch teurer als der Fine-Food-Lachs von Coop. Pikant: Der teuerste Lachs schnitt am schlechtesten ab (siehe Tabelle).
Bemerkenswert auch: Bei der Degustation haben zwar vier von sechs Premium-Produkten am besten abgeschnitten. Drei Produkte jedoch nur mit mittelprächtigen bis ungenügenden Noten: Das Schoggi-Mousse und der Wildlachs von Coop Fine Food erreichten gerade mal ein «genügend». Und der Balsamico-Essig von Migros Sélection verfehlte das «genügend» knapp. Frappant: Nur wenig schlechter wurde der Balsamico di Modena von Aldi beurteilt - der günstigste im Vergleich. Das Sélection-Produkt kostet 25-mal so viel wie die Standardvariante des deutschen Discounters.
Migros-Sprecherin Monika Weibel rechtfertigt den hohen Preis unter anderem mit der aufwändigen traditionellen Herstellungsmethode. Der Sélection-Balsamico reife zehn Jahre lang in Holzfässern. Sensoriker Patrick Zbinden, einer der Degustanten, widerspricht: «Ein Top-Balsamico braucht keine Zusatzstoffe für die Süsse oder die Farbe.» Im Migros-Premium-Produkt findet sich nämlich der Farbstoff E 150 d.
Brie: Ein Billigprodukt war am besten
Die K-Tipp-Degustation lieferte den Beweis, dass auch günstige Produkte richtig gut schmecken können: Der Prix-Garantie-Brie überzeugte alle fünf Probanden durch seinen ausgewogenen Geschmack und schnitt besser ab als der aus Rohmilch hergestellte Sélection-Brie.
Auch beim Zitronensorbet landete das günstige Produkt von Spar vorne. Das Fine-Food-Sorbet bekam die schlechteste Note: «Künstliches Aussehen, künstlicher Geschmack», urteilte Jungköchin Pascale Brigger bei der Degustation. Coop kann sich das schlechte Ergebnis nicht erklären: Im Gegensatz zum herkömmlichen Sorbet verwende man beim Premium-Produkt keine Standardzutaten wie Aromen und Säurungsmittel. Man wolle ja gerade die natürliche Note unterstreichen.
Während die Sélection-Nuss-Stängel eine gute Note erzielten, erhielten jene von Denner ein glattes «ungenügend»: «Ranzig, alt, ungeniessbar», lauteten die Kommentare der Degustatoren. Denner räumte gegenüber dem K-Tipp den Fehler ein: Der Lieferant habe bei der entsprechenden Charge ebenfalls einen «etwas ranzigen Geschmack» festgestellt. Man habe die entsprechende Lieferung aus dem Verkauf genommen.
So wurde degustiert
Kriterien: Aussehen, Geruch, Konsistenz, Textur, Mundgefühl, Harmonie von Aroma und Geschmack, Nachgeschmack.
Noten: 5,5-6: sehr gut, 4,8-5,4: gut, 4-4,7 genügend, unter 4: ungenügend.
Experten: René Zimmermann, Wirt des Zürcher Restaurants Neumarkt, Patrick Zbinden, Food-Journalist und Sensoriker, Pascale Brigger, mit dem Titel «La Cuisine des Jeunes» ausgezeichnete Köchin im Reha-Zentrum Heiligenschwendi BE.
Schmecken Premium-Produkte wirklich besser als Lebensmittel aus dem Standardsortiment? Stimmen Sie ab auf www.ktipp.ch.