Rund drei Millionen Haushalte in der Schweiz benützen die Supercard von Coop. Das geht aus einem Bericht des eidgenössischen Datenschutzbeauftragten von Dezember 2015 hervor. Die Kunden erhalten für Einkäufe Superpunkte, mit denen sie Produkte als Prämie beziehen können. Im Gegenzug geben sie Informationen preis: Coop speichert etwa, wer wann welche Produkte gekauft hat.
Auf den 3. Juli hat Coop die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) zur Supercard geändert. Sie gelten auch für «Hello Family Club», «Mondovino» und das Selbstscan-Programm «Passabene» (siehe Unten).
Neu steht unter anderem, dass Coop beim Zugriff auf digitale Kanäle Bewegungsdaten erhebt und für die Werbung verwendet. Was heisst das? Zeichnet Coop auf, wie sich der Kunde im Laden bewegt? Technisch wäre das beispielsweise für alle Benutzer des Systems «Passabene» oder für Kunden mit einem Handy möglich. Und die neuen AGB würden es erlauben.
Coop-Sprecher Ramon Gander verneint dies: «Wir erfassen keine Bewegungsdaten von Kunden in unseren Läden.» Es gehe um Daten auf den digitalen Kanälen – zum Beispiel Klicks auf Internetseiten von Coop, bei denen die Supercard benützt wird.
Migros: Daten werden nicht gespeichert
Wie sieht das bei anderen Detailhändlern aus? Mit der Cumulus-Karte hat die Migros ein ähnliches Kundenbindungsprogramm. Laut Sprecher Luzi Weber zeichnet die Migros weder bei Cumulus noch mit der Migros-App fürs Smartphone Bewegungsdaten im Laden auf.
In 20 Filialen der Migros Zürich gebe es zwar ein Erfassungssystem, das die Anzahl der Personen im Umkreis von Sensoren zähle. Dieses System erkenne aber nicht, um wen es sich handle.
Auch Aldi, Lidl, Manor und Spar geben an, keine Bewegungsdaten von Kunden in ihren Filialen zu speichern.
Selfscanning: Coop klassifiziert die Kunden
Wer bei Coop Einkäufe mit dem Programm «Passabene» einscannt, wird einer bestimmten «Vertrauensstufe» zugewiesen. Das geht aus dem Kleingedruckten zur Coop-Supercard hervor. Laut Sprecher Ramon Gander werden die Kunden in insgesamt 15 Klassen eingeteilt. Die Kunden starten neutral in der Mitte. In eine schlechtere «Vertrauensstufe» gerät, wer bei einer Kontrolle einmal nicht alle Waren eingescannt hat. Je tiefer die «Vertrauenstufe», desto häufiger werde man nach der Kasse kontrolliert. Eine Diebstahlabsicht unterstelle man den Kunden aber nicht, sagt Gander. Strafanzeige mache Coop nur in klaren Fällen.
Die Migros sagt, sie teile Kunden, die ihre Einkäufe selber scannen, nicht in unterschiedliche Kategorien ein.
Werbung abbestellen – so gehts
Wer Cumulus- oder Superpunkte sammelt, aber keine auf ihn persönlich zugeschnittene Werbung will, kann das verlangen.
Cumulus (Migros): Übers Migros-Konto (https://login.migros.ch/login) oder den Cumulus-Kundendienst, Tel. 0848 850 848 (8 Rappen/Minute).
Supercard (Coop): Übers Supercard-Konto (https://login.supercard.ch) oder den Supercard-Kundendienst, Tel. 032 323 05 05 (Inlandtarif).