Krankmacher im Kopfkissen
An gesunden Schlaf ist da kaum zu denken: Im Kopfkissen tummeln sich Millionen Pilzsporen. Darunter befinden sich auch solche, die krank machen können.
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saldo 18/2005
09.11.2005
Silvia Baumgartner
Mit Keimen wohlig im Bett kuscheln - eine unangenehme Vorstellung, aber offensichtlich für die meisten nächtliche Wirklichkeit. Denn das Kopfkissen, egal ob mit Federn oder synthetischem Material gefüllt, wird mit einer Vielzahl von Pilzsporen geteilt.
Zu diesem Schluss kamen Forscher der Universität von Manchester. In den Kopfkissen gehe es zu wie in einem kleinen Zoo: Hausstaubmilben, aber auch Bakterien und Pilze tummeln sich hier ungehindert. Der britische Forscher und Arz...
Mit Keimen wohlig im Bett kuscheln - eine unangenehme Vorstellung, aber offensichtlich für die meisten nächtliche Wirklichkeit. Denn das Kopfkissen, egal ob mit Federn oder synthetischem Material gefüllt, wird mit einer Vielzahl von Pilzsporen geteilt.
Zu diesem Schluss kamen Forscher der Universität von Manchester. In den Kopfkissen gehe es zu wie in einem kleinen Zoo: Hausstaubmilben, aber auch Bakterien und Pilze tummeln sich hier ungehindert. Der britische Forscher und Arzt Ashley A. Woodcock spricht von einem Mini-Ökosystem, das sich in der Kopfunterlage eingenistet hat. Die verschiedenen Pilze ernähren sich vermutlich von den Hautschuppen des Menschen und den Ausscheidungen der Milben. Zudem finden sie im Kissen ein ideales feuchtwarmes Wachstumsklima vor. «In einem Jahr rinnen rund 100 Liter Schweiss in ein Kopfkissen, das Milieu ist zudem feucht und warm», sagt der britische Arzt.
Synthetisches Material schlimmer als Federkissen
Das Forscherteam hat insgesamt 50 verschiedene Pilzarten in 10 Kopfkissen gefunden, die aus Privathaushalten stammen. Das jüngste Kissen war 18 Monate alt, das älteste schon 20 Jahre in Gebrauch. Selbst die 18 Monate alte Kopfunterlage war dicht besiedelt. Im synthetischen Füllmaterial wiesen die Forscher 16 verschiedene Pilzsorten nach, in den Federkissen nur bis zu 12. Besonders alarmiert ist Woodcock über das häufige Vorkommen des Aspergillus fumigatus. Dieser Schimmelpilz kann bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem Atemwegsinfekte und Lungenentzündung auslösen und soll auch Allergien fördern. Christiane Pichler, Allergologin am Inselspital in Bern, geht sogar davon aus, dass «der Schimmelpilz das sogenannte Spätsommerasthma auslösen kann. Für Klarheit sorgt in jedem Fall ein Hauttest.»
Überalterte Bettwaren in Schweizer Schlafzimmern
Dass eine ähnliche Untersuchung bei den Sauberkeit liebenden Schweizern ganz anders ausfallen würde, ist unwahrscheinlich. Denn ausgerechnet im Schlafzimmer nehmen es Herr und Frau Schweizer offensichtlich nicht so genau mit der Hygiene. Dies zeigt eine Umfrage, die im Auftrag des Verbandes der Bettwarenfabriken durchgeführt wurde. Matratzen und Duvets werden zu selten und zu wenig gründlich gereinigt und erst in überaltertem Zustand ersetzt. Jeder Zweite hat sein im Schnitt sechs Jahre altes Duvet noch nie gewaschen oder reinigen lassen. Milben und Pilzsporen fühlen sich daher sicher auch in Schweizer Betten wie zu Hause.
Bessere Schlafhygiene
Den Hausstaubmilben und Pilzsporen ist schwierig beizukommen. Hier ein paar Tipps:
- Waschbare Kopfkissen alle zwei Monate bei 60 Grad waschen. Gut trocknen, am besten im Tumbler. Nicht waschbare Kissen einmal jährlich reinigen lassen.
- Kissen und Duvet täglich lüften und ausschütteln.
- Bettbezüge regelmässig alle zwei Wochen wechseln.
- Die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer sollte unter 50 Prozent liegen, die Temperatur wenn möglich bei 18 Grad.
- Regelmässig stosslüften.
- Keine Zimmerpflanzen ins Schlafzimmer stellen. Schimmelpilze mögen auch Pflanzenerde.
- Spezielle Milbenbezüge machen nur Sinn, wenn ein positiver Allergietest vorliegt.