Der Herbst ist Jagdsaison – auch bei den Krankenkassen. Sie versuchen mit aufdringlichen Telefonanrufen, neue Kunden zu gewinnen. Noch bis Ende November können Versicherte die Grundversicherung wechseln.
Die Kassen geben allein in der Grundversicherung 55 Millionen Franken pro Jahr für Werbung aus. Sie zahlen Vermittlern, die der Konkurrenz Kunden abjagen, weitere 43 Millionen an Provisionen. Dies zeigen aktuelle Zahlen des Bundesamts für Gesundheit.
Administration kostet bei einer Familie über 1000 Franken
Bei den Verwaltungskosten sind die Differenzen zwischen den Kassen enorm. Daran lässt sich ablesen, dass nicht alle diese Kosten auf das «erforderliche Mass» beschränken, wie es das Gesetz verlangt. Unter den zehn grössten Krankenkassen gibt die Helsana am meisten aus. Stolze 260 Franken sind es pro versicherter Person. Bei einer vierköpfigen Familie macht das 1040 Franken aus. Viel weniger zahlen CSS-Kunden: 118 Franken pro Person. Würden die anderen neun Kassen aus den Top Ten so effizient arbeiten wie die CSS, liessen sich bei der Verwaltung 313 Millionen Franken sparen – pro Jahr.
Preisüberwacher Stefan Meierhans sagt, die grossen Differenzen seien «erklärungsbedürftig». Doch das Bundesamt für Gesundheit sieht keinen Handlungsbedarf. Die Verwaltungskosten bewegten sich in einem «normalen Rahmen», sagt Sprecher Grégoire Gogniat.
Tatsache ist: Unter den zehn grössten Krankenkassen kostet die teuerste Verwaltung 2,2-mal so viel wie die günstigste. Die Differenz nimmt zu. Vor drei Jahren kostete die teuerste Verwaltung pro Versicherten «nur» 1,7-mal so viel wie die günstigste.
Swica hat die Kosten um 14 Prozent gesenkt
Bei der Groupe Mutuel stiegen die Kosten im vergangenen Jahr mit 28 Franken pro Person am stärksten. Ein Sprecher sagt, man habe Kunden verloren. Dies habe zu einem höheren Pro-Kopf-Aufwand geführt. Die Helsana erklärt ihre besonders hohen Verwaltungskosten anders. Sie habe habe mehr kranke Versicherte als andere Kassen. Das erhöhe den Betreuungsaufwand.
Wie man spart, zeigt die Swica. Die Kasse senkte vergangenes Jahr ihre Verwaltungskosten um 14 Prozent, unter anderem durch Digitalisierung der Leistungsabrechnungen.
Der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher sieht aber noch mehr Sparpotenzial. Die Kassen seien «zufrieden, wenn die Verwaltungskosten im Rahmen der Gesamtkosten steigen». Doch durch mehr Effizienz lasse sich zusätzliches Geld sparen.