Mein Lieblingspöstler heisst Freddy. Damit die Post nicht herausfindet, wie Freddy wirklich heisst, beschreibe ich ihn bewusst falsch: Freddy ist ein vollschlanker Mann, Mitte 30 und dem Alkohol nicht zugewandt. Am Dienstag höre ich ihn immer fluchen. Dienstag ist nämlich «Coop-Zeitung»-Tag. Die Gratiszeitung ist fast so schwer wie ein Ziegelstein.
In der vergangenen Woche hörte ich ihn schon von der übernächsten Strasse her fluchen. Die «Coop-Zeitung» war noch dicker als sonst. Zu Hause legte ich sie auf die Küchenwaage. Mit allen Beilagen wog sie 570 Gramm. Wäre die Zeitung aus Gold, wäre sie über 20 000 Franken wert.
Sie ist aber nicht aus Gold. Ich weiss auch nicht, warum sie überhaupt kommt oder wie man sie abbestellt. Ich weiss nur, dass auf meinem Grabstein einmal stehen soll: «Hat auch etwas für den Umweltschutz getan.»
Aber was? Eine Heldentat wäre es natürlich, wenn dank mir keine «Coop-Zeitung» mehr erscheinen würde. Pro Jahr würden so über 50 000 Tonnen Papier gespart. Das sind mehr als fünf Eiffeltürme.
Oder könnte Coop wenigstens auf die Heftklammern verzichten? Im Unterschied zum «Migros-Magazin» – auch so ein Ziegelstein – ist die «Coop-Zeitung» nämlich geheftet. Die Medienstelle bestätigt mir: Alle Heftklammern ergeben pro Jahr zwei Tonnen Metall. Ein Verzicht darauf würde Freddys Rücken ein bisschen entlasten. Doch davon will Coop nichts wissen: «Die Handlichkeit der ‹Coop-Zeitung›, die dank der Heftklammern möglich ist, wird sehr geschätzt.»
Tut mir leid, Freddy, aber ich habe es immerhin versucht.
