Hähne legen keine Eier. Zudem setzen die männlichen Küken vergleichsweise wenig Fleisch an. Deshalb sind sie für die Geflügelindustrie nutzlos. Die Folge: In der Schweiz werden pro Jahr über zwei Millionen Küken vergast.

Österreich geht zumindest im Bio-Bereich seit 2016 andere Wege. Dort werden männliche Lege-­küken zu Junghähnen aufgezogen, obwohl sie weniger Fleisch liefern. Unterstützt wird das Projekt von der gesamten Bio-Eierbranche, von den Produzenten bis zu den Detailhändlern.

In der Schweiz ist man längst nicht so weit. Noch vor knapp zwei Jahren ­sagte der Dachverband der Schweizer Bio-Produzenten «Bio Suisse» im «Kassensturz», man arbeite an Massnahmen, um dem Vergasen der  Küken in der Schweiz bis 2019 ein Ende zu setzen. Inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. «Ob eine Umsetzung bis 2019 erfolgt, ist offen», sagt Medien­sprecher Lukas Inderfurth zum K-Tipp. Nächste ­Gespräche mit der Geflügelbranche fänden erst im Sommer statt.

Tierfreundliche Projekte sind rar 

Immerhin: Einzelne Projekte, die das Kükentöten reduzieren wollen, gibt es schon. Sie sind allerdings eine Randerscheinung. Das bestätigt die Migros, die sich seit letztem Jahr am Projekt «Hahn im Glück» der Organisation Demeter beteiligt. Das Fleisch wird in nur gerade 9 Alnatura-Bio-Läden und in 18 Filialen der ­Migros-Genossenschaft Zürich verkauft. Migros-Sprecher Francesco Laratta räumt ein: «Im Vergleich zum übrigen Pouletfleisch liegt der Verkauf der Demeter-Hähnchen mengenmässig im Promille-­Bereich.»

Aldi verkauft seit Februar in allen 190 Filialen sogenannte «Henne & Hahn»-Eier. Dieses Projekt verspricht, für jedes verkaufte Ei werde ein männliches Küken grossgezogen. Konkrete Zahlen will Aldi aber aus «geschäftspolitischen Gründen» nicht nennen – ­ebenso Manor, dessen Food-Märkte nach eigenen Angaben schon seit 10 Jahren Hähnchenfleisch verkaufen.

Coop verkauft seit 2014 Produkte von sogenannten «Zweinutzungshühnern». Diese Hühner eignen sich sowohl zur Eierproduktion als auch zur Mast. Die Tiere legen Eier. Die männlichen Küken werden aufgezogen und geschlachtet. Die Eier sind in 90 Coop-Supermärkten erhältlich, das Fleisch der Tiere in «grösseren Verkaufsstellen». «Aus Konkurrenzgründen» nennt Coop keine Verkaufs­zahlen.