Die Suche nach guten Produkten beginnt heute meist im Internet: Man gibt den Begriff «Test» und das gewünschte Produkt in die Suchmaschine ein – und schon erscheinen Dutzende von Treffern. Sie werben etwa mit «Testsieger 2017» oder «Die besten Modelle 2017».
Die entsprechenden Websites enthalten Tabellen mit Bildern, Produktedaten und Bewertungen. Auf den ersten Blick sieht das Ganze wie ein seriöser Produktetest aus. Doch Vorsicht: Getestet wird in Wahrheit nichts. Die Betreiber solcher Websites geben ihre «Urteile» aufgrund von Herstellerangaben und Meinungen ab. Oft hielten sie die angeblich getesteten Produkte nie in den Händen. Drei Beispiele:
«E-Bike Bestenliste 2017» bei Expertentesten.de:
Am besten bewertet ist das E-Bike «Hercules Robert R7». Es erhält in den Kategorien «Komfort» und «Preis-Leistung» jeweils fünf Sterne. Doch ein ausführlicher Testbericht fehlt. Ebenso bleibt offen, was und wie getestet wurde.
Am Schluss der Tabelle gibt es einen Link zum Internethändler Amazon.de. Dort kann das Velo gekauft werden. Tatsache ist: Das angebliche Testurteil stammt von einem einzigen Amazon-Benutzer, dessen Bewertung zudem gefälscht sein könnte (K-Tipp 7/2017).
«Der grosse Zahnbürsten Test 2017» bei Zahnbuersten-Tests.de:
Alle 17 bewerteten Produkte sind von den Herstellern Braun und Philips. Der Betreiber von Zahnbuersten-Tests.de sagt, es gebe keine weiteren nennenswerten Hersteller von elektrischen Zahnbürsten. Das ist nachweislich falsch: Im letzten K-Tipp-Test zu diesem Produkt waren vier weitere Hersteller vertreten (K-Tipp 20/2016).
Auch auf Zahnbuersten-Tests.de führen die Kauflinks ausschliesslich zu Amazon.de. Der Betreiber Christian Berwin schreibt gut versteckt im Impressum, er sei Teilnehmer des «Partnerprogramms» von Amazon Europe. Dieses ermögliche Werbeeinnahmen «durch die Platzierung von Werbeanzeigen und Links zu Amazon.de».
Das heisst: Der Betreiber der Website erhält von Amazon eine Provision, wenn ein Kunde über seine Seite auf Amazon.de zugreift und dort einkauft.
«Rasierer-Test bzw. Überblick der besten Modelle 2017» bei Rasierertest.com:
Auch hier sind Vergleichsseiten mit Fotos und Tabellen voller Produktedaten zu finden, die den Anschein von Tests erwecken sollen. Immerhin gibt der Betreiber im Impressum zu: «Anders als bekannte Testmagazine hatten wir gegebenenfalls die Produkte jedoch teilweise nicht selbst in der Hand, sondern beziehen uns bei unserer Einschätzung auf technische Daten, andere Testberichte, Kundenmeinungen und Experteninterviews.» Rasierertest.com arbeitet ebenfalls mit Amazon zusammen.
Der K-Tipp fragte Amazon und die Betreiber der Websites: Wie hoch sind die Provisionen, die beim Verkauf von Produkten aus den angeblichen Tests bezahlt werden? Antworten gab es keine.
Klar ist: Ein seriöser Test überprüft die Qualität einer Ware unabhängig von Herstellern und Händlern. Die Testprodukte müssen anonym in den Läden eingekauft werden. So ist sichergestellt, dass die getesteten Produkte identisch sind mit der Ware, die Konsumentinnen und Konsumenten im Laden vorfinden. Auch die Labors müssen unabhängig von den Herstellern sein. Für K-Tipp-Tests sind diese Voraussetzungen selbstverständlich.