Der 50-jährige Mechaniker Werner Kuster aus Thun (Name geändert) ist glücklich. Endlich konnte er sich und seiner Familie den Traum vom Eigenheim verwirklichen. Doch was, wenn er arbeitslos würde? Die Firma seines Arbeitgebers steht auf wackligen Füssen. Und in seinem Alter könnte es lange dauern, bis er eine neue Stelle findet. Wie soll er dann jeden Monat die gut 2000 Franken für den Hypothekarzins aufbringen?
Für solche Fälle gibt es bei Raiffeisen die Hypothekarzinsversicherung. Sie läuft über die Helvetia-Versicherung. Was Kuster vor allem Sorgen bereitet, ist eine allfällige Langzeitarbeitslosigkeit. Doch Arbeitslosigkeit kann man beim Raiffeisen-Angebot nur für maximal zwölf Monate versichern – und das erst noch mit einer Wartefrist von drei Monaten.
Das ist für Kuster wenig attraktiv. Denn die Arbeitslosenversicherung deckt diese 15 Monate ab. Sie zahlt für Versicherte mit Kindern 80 Prozent des bisherigen Verdiensts – ohne Kinder sind es 70 Prozent.
Das genügt meist, um für eine gewisse Zeit den Hypothekarzins bezahlen zu können, sofern man sich etwas einschränkt. Für die private Hypothekarzinsversicherung für monatlich Fr. 2062.50 verlangt Raiffeisen/Helvetia eine Jahresprämie von 588 Franken. Maximal versicherbar wäre ein Hypothekarzins von 2500 Franken monatlich. Hinzu kommen wahlweise die Zins- und Prämienbefreiung bei Erwerbsunfähigkeit wegen Krankheit oder Unfall für Fr. 9.15 jährlich sowie Fr. 443.75 für eine Todesfallversicherung von 100 000 Franken. Das ganze Paket kostet jährlich Fr. 1031.75 bzw. Fr. 5158.75 über eine Versicherungsdauer von fünf Jahren.
«Eher teuer» findet das Stefan Thurnherr, Versicherungsfachmann beim VZ Vermögenszentrum. Eine vergleichbare Todesfallrisikoversicherung gibt es zum Beispiel beim Schweizerischen Kaderverband für 363 Franken.
Eine ähnliche Versicherung bietet auch die Clientis Bank Zürcher Oberland an. Ihr «HypoProtect» ist ein Produkt des Versicherers Cardif, der zur französischen Bankengruppe BNP Paribas gehört. Die Jahresprämie beträgt Fr. 873.60. Dafür übernimmt Clientis/Cardif die Hypothekarzinszahlung von 2000 Franken monatlich bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit während maximal zwölf Monaten bei einer Wartefrist von zwei Monaten. Im Todesfall wird der Hypothekarzins während 36 Monaten ohne Wartefrist bezahlt.
Die gleiche Police war auch bei anderen Banken erhältlich, so bei der CS, der Berner und der Schaffhauser Kantonalbank sowie bei Valiant. Sie alle verzichten inzwischen aber auf den Vertrieb dieser Versicherung.
«Eine Hypothekarzinsversicherung ist so teuer, dass sie sich kaum je lohnt», urteilt Florian Schubiger von der Vermögenspartner AG in Winterthur ZH. Versicherungen lohnen sich seiner Ansicht nach nur, wenn sie «grosse» Risiken abdecken. Bei dieser Versicherung handelt es sich aber um eher kleine Beträge, die erst noch bloss eine sehr begrenzte Zeit übernommen werden. «Nicht sinnvoll», lautet darum das Verdikt von Florian Schubiger.