Geschäft mit "belebtem Wasser"
Wasser habe seine Urkraft verloren, behaupten vife Geschäftemacher. Mit teuren Geräten wollen sie dem Element seine Energie zurückgeben.
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saldo 12/2005
22.06.2005
Sigrid Cariola
Die Gäste des Schwimmbads in Konolfingen BE haben es gut. In ihrer Badeanstalt schwimmt es sich «leichter und angenehmer» als andernorts, wie Bademeister Markus Tschirren versichert. Seit drei Jahren werden die Becken mit «belebtem Wasser» gefüllt. Die Vitalisierung des Wassers erfolgt durch die sogenannte Grander-Technologie.
Grander-Wasser: Aus stillgelegter Kupfermine
Ein geschlossener, mit speziellem Wasser gefüllter Behälter wird auf die Wasserl...
Die Gäste des Schwimmbads in Konolfingen BE haben es gut. In ihrer Badeanstalt schwimmt es sich «leichter und angenehmer» als andernorts, wie Bademeister Markus Tschirren versichert. Seit drei Jahren werden die Becken mit «belebtem Wasser» gefüllt. Die Vitalisierung des Wassers erfolgt durch die sogenannte Grander-Technologie.
Grander-Wasser: Aus stillgelegter Kupfermine
Ein geschlossener, mit speziellem Wasser gefüllter Behälter wird auf die Wasserleitung geschraubt. Dieses Grander-Wasser soll dem Leitungswasser seine ursprüngliche Kraft zurückgeben - ohne direkten Kontakt, allein durch Informationsübertragung.
Details nennt der Erfinder Johann Grander, ein ehemaliger Lastwagenchauffeur aus Österreich, nicht. Nur so viel ist klar: Das geheimnisvolle Informationswasser stammt aus einer stillgelegten Kupfermine und soll mit elektromagnetischen Wellen behandelt sein.
«Es gibt viele Vorgänge in der Natur, die wir nicht erklären können - dennoch können wir nicht abstreiten, dass es sie gibt», sagt Rudolf Kläy, Gemeinderat in Langnau BE. Seit vorletztem Sommer können sich auch die Gäste der Badi Langnau an belebtem Wasser erfreuen. «Sie haben den Unterschied sofort bemerkt», so Kläy. Viele hätten den Bademeister darauf angesprochen, dass sich das Wasser anders anfühle und nicht mehr nach Chlor rieche - ohne dass sie von dem «belebten Wasser» gewusst hätten. Was für den Politiker mindestens ebenso wichtig ist: Der Chemieverbrauch konnte gesenkt werden. Jährlich würden über 300 Tonnen Chlor eingespart.
Kritiker kontern die Begeisterung mit der Vermutung, dass vorher wohl zu viel Chlor eingesetzt worden sei. Urs von Gunten, Trinkwasserspezialist der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz bemängelt: «Bei solchen Installationen wird leider keine seriöse Vorher-Nachher-Analyse gemacht.» Bei der Feststellung von Veränderungen spiele zudem Wunschdenken eine Rolle: «Wer viel investiert hat, will auch einen Erfolg sehen.»
Neben Konolfingen und Langnau setzen auch die Freibäder in Ilanz GR und Kreuzlingen TG auf Grander-Wasser. Doch dort ist die Euphorie bereits verflogen. Hans Baumgartner vom Hörnlibad in Kreuzlingen: «Nichts hat sich verändert.» Die Versprechen von geringerem Chemieeinsatz und niedrigerem Reinigungsaufwand hätten sich nicht bewahrheitet.
Installation kostete teure 25 000 bis 80 000 Franken
Doch das Projekt wurde teuer bezahlt. Eine Installation kostet immerhin 25 000 bis 80 000 Franken. Ob in Kreuzlingen oder anderswo, die Bäder fanden stets nach gleichem Muster zur Grander-Technologie. Ein Mitglied des Gemeinderats oder der Baukommission hatte die Technik in seinem Privathaushalt einbauen lassen und machte sich dafür stark, sie nun auch im örtlichen Schwimmbad einzusetzen.
Vor allem im Privatbereich laufe das Geschäft rund, heisst es bei der Schweizer Vertriebsgesellschaft UVO AG in Bilten GL, für die 30 Aussendienstmitarbeiter tätig sind. Justin Allen, stellvertretender Geschäftsleiter: «30 000 Schweizer Haushalte haben diese Technologie einbauen lassen.» Kostenpunkt: 2000 bis 4000 Franken.
Neben seiner Belebungsinstallation verkauft Johann Grander auch Trinkwasser. Vier Literflaschen belebten Wassers kosten 91 Franken. Allen relativiert den exorbitanten Preis: «Es reicht, einige Tropfen in einen Krug mit Leitungswasser zu mischen.»
«Rechtsdrehende Verwirbelung des Leitungswassers»
Grander ist nicht das einzige Unternehmen, das mit der Wasserbelebung gutes Geld verdient. So bietet die Firma Ökovita aus Bäch SZ ein «Quell-Set» an, das für die rechtsdrehende Verwirbelung und energetische Aufladung des Leitungswassers sorgen soll.
Wasserexperte Urs von Gunten erklärt sich den Erfolg solcher Produkte damit, dass viele Menschen etwas für ihre Gesundheit tun wollen. «Weil ihnen das Hintergrundwissen fehlt, verfangen pseudowissenschaftliche Argumente.»