Wenn die Emotionen auf der Trainerbank zu hoch gehen, kann der Schiedsrichter den fehlbaren Coach vom Platz verweisen und sogar eine Busse verhängen.
Der Innerschweizerische Fussballverband (IFV) geht aber noch einen Schritt weiter: Er stellt gebüsste Trainer und Funktionäre mit Vor- und Nachnamen sowie Klubzugehörigkeit an den Internetpranger.
Der Vorfall, der zur Busse führte, wird dort genau beschrieben. Beim Namen des Gebüssten steht dann zum Beispiel: «Verweis aus der technischen Zone wegen mehrmaligem Reklamieren». Oder: «Grobe Schiedsrichterbeleidigung nach dem Spiel in der Kabine» (siehe Auszug der Internetseite oben).
Für Blossgestellte ist das unangenehm: «Den Strafregisterauszug kann auch nicht einfach jeder anschauen. Ich finde das nicht richtig», sagt ein Betroffener dem K-Tipp.
Pro Saison listet der IFV bis zu 30 Gebüsste auf. Deren «Sündenregister» ist jahrelang öffentlich einsehbar – die Mitteilungen bleiben im Archiv auf der IFV-Website gespeichert.
Betroffene können Entfernung verlangen
«Aus Sicht des Datenschutzes ist die Veröffentlichung der Namen durch den IFV heikel», sagt Francis Meier, Sprecher des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten. Die Betroffenen könnten vom Verband schriftlich verlangen, dass ihre Namen vom Internet entfernt werden.
Laut Meier ist es unverhältnismässig, diese Angaben ungeschützt ins Internet zu stellen: «Für die breite Öffentlichkeit ist es unwichtig zu wissen, ob ein Trainer früher in einem Spiel zu oft reklamiert hat.» Dass der Verband die Namen von gebüssten oder gesperrten Trainern und Funktionären intern verbreite, sei nachvollziehbar. Es würde aber genügen, dies auf einer passwortgeschützten Seite zu platzieren.
IFV-Präsident Urs Dickerhof sieht im Vorgehen seines Verbands kein Problem: «Bisher hat sich keiner beschwert, dass sein Name wegen einer Busse im Internet erscheint.» Zudem zeige die Massnahme Wirkung. Dickerhof: «Wir machen das seit rund fünf Jahren. Es schreckt ab. Inzwischen haben wir weniger Vorfälle mit Trainern und Funktionären, die sich danebenbenehmen.»
«Praxis ist nicht unproblematisch»
Beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) ist man weniger glücklich: «Wir haben den Innerschweizer Verband darauf aufmerksam gemacht, dass seine Praxis nicht unproblematisch ist», so Sprecher Marco von Ah.
Der Innerschweizer Verband ist laut von Ah der einzige Regionalverband, der Trainer und Funktionäre bereits wegen einer Busse mit Namen auf seiner Verbandsseite veröffentlicht. Der Ostschweizer Fussballverband macht dies «nur» bei Personen, die wegen Reklamierens oder Beleidigens eine Spielsperre erhielten. Präsident Stephan Häuselmann versichert, dass die Namen auf Wunsch sofort gelöscht würden. Die anderen Regionalverbände listen zwar Vorfälle auf, aber ohne Namen der Beteiligten.