Die Nahrungsmittelindustrie setzt schon lange auf probiotische Produkte – beispielsweise LC1 oder Activia. Die zugesetzten Bakterien sollen die Verdauung und das Immunsystem unterstützen.
Jetzt hat auch die Kosmetikindustrie das Geschäft entdeckt. Neu sollen die Bakterien nicht nur von innen, sondern auch von aussen helfen. Die Kosmetikindustrie wirbt mit «probiotischen Technologien»: In den Ladenregalen stehen vermehrt Hautcremes mit entsprechenden Zusätzen.
Kaum Studien zur Wirkung von Probiotika
Hersteller Belano Medical gewinnt sein «Ibiotic Serum 100» laut eigenen Angaben aus «natürlichen Milchsäurebakterien». Das Serum soll die Haut «sanft glätten» und gleichzeitig Rötungen und Hautreizungen reduzieren. Mark Anliker, Hautarzt aus Winterthur ZH, zweifelt an dieser kombinierten Wirkung: «Eine Creme kann nicht gleichzeitig Falten mindern und die Haut beruhigen.» Dazu seien unterschiedliche Inhaltsstoffe nötig.
Hersteller Clinique sagt, das «Redness Solutions Make-up» stärke durch die «Probiotic-Technologie» die Hautbarriere. Anliker: «Es ist fraglich, ob die Bakterien bis in diese Hautschicht vordringen.»
Die Tagespflegecreme «Aurelia Probiotic Skincare» soll nicht nur der Hautalterung vorbeugen und die strapazierte Haut pflegen, sondern auch Feuchtigkeit spenden. Hautarzt Anliker kann sich jedoch nicht vorstellen, dass die zugesetzten Bakterien besonders gut gegen trockene Haut helfen. «Wenn man eine Feuchtigkeitsmaske aus Joghurt auflegt, spielt es auch keine Rolle, ob das Joghurt probiotisch ist oder nicht.»
In der Schönheitsindustrie sieht der Hautarzt darum keinen Platz für probiotische Produkte. Es gebe zudem noch sehr wenige Studien zur Anwendung von Probiotika auf der Haut. Deshalb seien die Werbeversprechen der meisten Anbieter «zweifelhaft», sagt Anliker.
Belano Medical schreibt, die Hyaluronsäure im «Ibiotics Serum» glätte die Haut und der «filtrierte Extrakt ibiotics stimulans» beruhige sie. Die Formel sei so zusammengesetzt, dass beide Eigenschaften wirkten.
Tabletten mit Probiotika helfen Akne-Patienten
In den vergangenen Jahren gab es Hinweise, dass zumindest Tabletten mit Probiotika gut für die Haut sein könnten. So fanden Wissenschafter heraus, dass eine schlechte Darmflora Hautprobleme verursachen kann. Eine chinesische Studie mit 13 000 Teilnehmern kam zum Schluss, dass Jugendliche mit Verdauungsstörungen häufig auch an Akne litten.
Kleinere Studien aus Italien und Russland zeigten zudem, dass sich das Hautbild von Akne-Patienten deutlich verbesserte, wenn sie Tabletten mit Probiotika schluckten.
Tipps für eine gesunde Haut
- Rauchen Sie nicht.
- Ernähren Sie sich ausgewogen. Besonders gesund sind Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch und Olivenöl.
- Waschen Sie sich mit milden und ph-neutralen Produkten. Trocknen Sie die Haut vorsichtig ab: Nur tupfen, nicht rubbeln.
- Verwenden Sie Kosmetikprodukte und Seife sparsam.
- Pflegeprodukte sollten zu Ihrem Hauttyp passen.
- Testen Sie neue Produkte zuerst auf der Innenseite Ihres Unterarms.