Kaum zu glauben: Vor mir auf dem Tisch liegt der erste Schweizer «Facebook Community City Guide», und zwar zu Zürich. Der Stadtführer liegt wirklich da – als handliche Broschüre, gedruckt auf Papier! Das hätte ich dem Internetgiganten nicht zugetraut.

Verfasst hat er das Werk in Zusammenarbeit mit lokalen Facebookgruppen, darunter das ExpatNetzwerk «Worldwide People in Zurich» und die Gruppe «Outdoors in Switzerland». Entsprechend sind einige eher überraschende Infos in der Broschüre gelandet. Unter anderem ist zu lesen, dass die Stadt Zürich «mit ihren lediglich 400 000 Einwohnern geradezu ländlichen Charme» versprühe. Dass «vor allem die Gelassenheit und Lebensfreude der Bewohner» den Reiz der Stadt ausmachten. Und dass diese sich im Übrigen «am liebsten im Wasser vergnügen» und «selten ohne Badesachen aus dem Haus gehen».

Ich lebe seit meiner Geburt in Zürich und ging in den vergangenen über 50 Jahren fast immer ohne Badesachen aus dem Haus. Ländlichen Charme versprüht die Stadt allenfalls bei der Biogasanlage an ihrer Westgrenze. Und die Gelassenheit und die Lebensfreude der Bewohner sind mir zumindest im Strassenverkehr bis jetzt eigentlich noch nicht aufgefallen.

Doch ich ahne, weshalb Facebook den Zürich-Guide als gedruckte Broschüre publizierte: Im Internet hätte der Konzern für solchen Humbug einen Shitstorm geerntet.