Es braucht einen Computer, ein Tablet, ein Smartphone oder einen E-Reader mit Internetverbindung sowie ein Konto bei einer der angeschlossenen Bibliotheken. Und schon stehen Tausende von E-Books, Videos oder Hörbücher zur Ausleihe bereit – zu jeder Tageszeit und auf der ganzen Welt. Der Service ist zum Teil gratis.
In der Schweiz leihen zurzeit 18 Bibliotheken digitale Medien aus. Darunter die Stadtbibliothek Burgdorf, die Stadt- und Kantonsbibliothek Zug oder die Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen. Die Links zu allen Bibliotheken finden sich auf www.onleihe.ch. Wer eine Kundenkarte bei einer dieser Bibliotheken hat, zahlt für das Ausleihen des digitalen Angebots nichts. Kundenkarten gibt es nicht nur für Einwohner der jeweiligen Städte – bei den meisten Bibliotheken ist jeder willkommen. In der Regel fällt eine jährliche Benutzungsgebühr an. Diese beträgt etwa 30 bis 50 Franken. Bei andern ist die Mitgliedschaft kostenlos. Einschreibungen sind zum Teil, etwa bei der Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen, online möglich.
Larsson-Krimis und Sachbücher besonders beliebt
Mit den Zugangsdaten der Bibliothek (Benutzername und Passwort) können sich Bücherfreunde auf dem Portal ihrer Bibliothek einloggen und in der digitalen Bibliothek stöbern. Man blättert in E-Books, hört sich Ausschnitte von Hörbüchern an oder betrachtet Videoausschnitte.
Auch ein elektronisches Buch lässt sich nur nur ausleihen, wenn es verfügbar ist – genau wie bei Büchern aus Papier. Grund: Die Verlage stellen ihre Werke nur unter bestimmten Voraussetzungen für den Online-Verleih zur Verfügung. Dazu gehört, dass aus Lizenzgründen jeweils nur ein Leser ein bestimmtes E-Book ausleihen darf.
Das deutsche Unternehmen Divibib besitzt im deutschsprachigen Raum die Exklusivrechte an der Dienstleistung «Digitale Bibliothek». Sie schliesst mit den Verlagen individuelle Verträge ab. Bisher machen rund 300 Verlage mit. Diese legen auch die jeweiligen Nutzungsrechte fest. So ist es bei einzelnen Medien – etwa der Zeitschrift «Spiegel» – möglich, Seiten auszudrucken. Bei anderen hingegen nicht. Total im Angebot sind bei Divibib momentan rund 35 000 Titel.
Besonders beliebt sind bei den Leserinnen und Lesern die Biografie von Steve Jobs oder Bücher von Autoren wie Stieg Larsson oder Daniel Glattauer. Bei den Sachbüchern sind die Themen Beruf und Karriere, Computer und Internet, Gesundheit, Reisen und Sport stark vertreten. Aus den aktuellen Bestsellerlisten der Buchhandlungen finden sich gemäss saldo-Stichproben bei verschiedenen Bibliotheken pro Kategorie etwa vier der zehn meistgekauften Bücher.
Ist die Verleihfrist abgelaufen, besteht kein Zugriff mehr
Gleichzeitig können je nach Bibliothek bis zu zehn verschiedene Bücher und Zeitschriften ausgeliehen werden. Die Leihfristen betragen selbst bei umfangreichen Büchern und langen Hör-CDs in der Regel 14 bis 28 Tage, für Videos und Musik 7 bis 14 Tage, für Zeitungen und Zeitschriften oft nur einen Tag. Nach Ablauf der Verleihfrist sind die Dateien nicht mehr nutzbar.
Die Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen gehörte zu den ersten Bibliotheken in der Schweiz, welche die elektronische Ausleihe im Programm hatten. Start war 2008. Christina Schlatter, Leiterin der Bibliotheksdienste, kennt nur positive Rückmeldungen. «Wer das elektronische Ausleihen entdeckt hat, bleibt dabei. Innerhalb eines Jahres haben sich die Ausleihzahlen verdreifacht. Im März 2012 verzeichneten wir erstmals über 5000 Downloads in einem Monat.» Schlatter befürchtet aber nicht, dass dadurch die Papierbibliothek überflüssig wird: «Auch die Ausleihzahlen bei den physischen Büchern steigen. Im Februar waren es knapp 6100 Ausleihen. Ein Anstieg von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.»
Nutzung: Technische Voraussetzungen für die Ausleihe
Neben dem Bibliotheksausweis einer angeschlossenen Bibliothek (Liste siehe www.onleihe.ch) und einem Internetanschluss braucht es ein geeignetes Endgerät und bestimmte Software.
Auf dem Heimcomputer
Auf Smartphones oder Tablets (iPad)
Die Onleihe-App, gratis erhältlich bei iTunes und im Android Market. Dazu meist eine weitere App wie Bluefire Reader oder Aldiko Reader, um die Inhalte anzuzeigen. Ebenfalls kostenlos.
Auf einem E-Reader
Meist keine Zusatzsoftware nötig. Allerdings sind nicht alle Reader mit dem E-Pub-Format kompatibel. So unterstützt der Kindle Reader dieses Format nicht. Eine Liste der Reader, die verwendet werden können, findet sich auf den Bibliotheksportalen.
Die Liste der benötigten Geräte und Software zeigt eine der Schwächen einer digitalen Bibliothek: Je nach Gerät ist keine oder nur eine eingeschränkte Nutzung möglich. So unabhängig wie bei der Ausleihe eines gedruckten Buches ist der Nutzer nicht. Und: Lädt man die Medien via mobiles Internet und nicht über eine Breitbandverbindung herunter, wird kostenpflichtiges Datenvolumen verbraucht. Ein Buch von 300 Seiten braucht 15 MB, ein Hörbuch um 200 MB. Man sollte deshalb die Restdatenmenge des Abos im Auge behalten.