Eigentlich müsste die Post den Benutzern von Postfächern dankbar sein: Sie muss ihnen die Sen­dungen nicht zustellen – und spart somit Briefträgerkosten. Trotzdem baut sie Post­fächer ab.

Ein Beispiel: Mörschwil SG, eine Gemeinde zwischen St. Gallen und dem Bodensee. Sie verfügte bis vor kurzem über eine ei­gene Poststelle. Seitdem diese geschlossen ist, müssen die Kunden ihre Postgeschäfte in ­einer Post­agentur im Volg-Laden abwickeln. Das Angebot im Volg ist begrenzt: Einzahlungen mit dem gelben Büchlein sind nur bargeldlos möglich, Geldabheben geht nur mit einer Post­finance-Karte und bis zu ­einem Betrag von höchstens 500 Franken. 

Gratis-Postfach nur unter Auflagen

Auch die Zahl der Post­fächer schrumpfte. Früher gabs in Mörschwil 92, neu sind es nur noch 32 – für rund 3500 Einwohner plus Betriebe. Untergebracht sind die Fächer neben der Landi. Wer sein kostenloses Postfach ­behalten will, muss neu mindestens drei adressierte Sendungen pro Tag er­halten. Und wer noch kein Fach hat, aber eines wünscht, muss mindestens fünf Sendungen pro Tag vorweisen können. Kunden, die diese Bedingungen nicht erfüllen, zahlen 240 Franken pro Jahr. Diese Regel gilt sowohl für ­Privat- als auch für Firmenkunden. 

Beispielsweise kündigte die Post dem Postfach­besitzer Carlo Stäheli, weil er zu wenig Sen­dungen erhalte. Da­rauf zählte er die ­erhaltene Post und stellte fest, dass er die neuen Vor­gaben erfüllte. Er legte der Post die Zahlen vor – und konnte sein kostenloses Postfach behalten.

Die Post sagt, sie zähle die Sendungen pro Postfach weder systematisch noch ­regelmässig. Der Entscheid, ein Postfach zu schliessen, beruhe auf Aussagen von Angestellten, welche die Post in die Fächer verteilen.