Mit einer Kurzmeldung zu einem Test der deutschen Stiftung Warentest von Spiegelreflexkameras begann im Jahr 1991 die «Test-­Geschichte» des K-Tipp. Zu Beginn fasste die Redaktion nur die Ergebnisse von Untersuchungen anderer Organisationen zusammen. Seit 1995 gibt der K-Tipp eigene Tests in Auftrag. Heute besteht die Testabteilung aus fünf Fachredaktoren, die jedes Jahr rund 100 eigene unabhängige Qualitätstests und Stichproben organisieren. Geprüft werden Waren, die im täglichen Leben benötigt werden – vom Papiertaschentuch bis zum neusten Smartphone. Sie werden anonym in den Läden gekauft – damit ist garantiert, dass die getesteten Produkte von den Herstellern nicht manipuliert werden, wie dies im Ausland schon mehrmals passiert ist. 

Die Testberichte erscheinen im K-Tipp sowie in den Schwestermagazinen «Saldo» und «Gesundheitstipp». Das Ziel: Mängel aufdecken – und Herstellern und Behörden zeigen, wie sie ihre Produkte verbessern können. Finanziert werden die Tests vorwiegend aus den Inserate­einnahmen. Die Idee dahinter: Nicht die Konsumenten sollen für die Tests zahlen –sondern die Hersteller und die Händler der Waren.

Seit 2018 ist der K-Tipp Mitglied der International Consumer Research & Testing mit Sitz in London. Gemeinsam mit anderen Konsumentenschützern aus der ganzen Welt nimmt diese Organisation laufend neue Produkte unter die Lupe – etwa Fernsehgeräte, Smartphones und Fotokameras.

In der Schweiz führt die Testredaktion auch Stichproben durch, um etwa die Wasserqualität oder die Verbreitung von Pestiziden zu untersuchen. Dies geschieht nicht nur mit Produktetests, sondern auch mittels Haar- und Urinproben. 

Der K-Tipp bewertet bewusst streng

Die Testkriterien und Prüfverfahren veränderten sich in den vergangenen Jahren stetig. Die K-Tipp-Redaktoren informieren sich laufend über neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Wo es sinnvoll ist, passt der K-Tipp Testanordnung und Datenauswertung an. Ob Stichprobe oder Qualitätstest: Die Produkte sollen möglichst objektiv auf ihre für die Konsumenten relevanten Eigenschaften geprüft werden. Dabei ist die Testredaktion oft bewusst strenger, als es das Gesetz vorschreibt. Denn gesetz­liche Grenzwerte und Normen stellen meist einen Kompromiss zwischen den Interessen der Behörden und der Indus­trie dar. Der K-Tipp hingegen führt die Qualitätstests aus der Perspektive der Konsumenten durch.

Heikle Produkte wiederholt getestet

Industrie und Behörden tun sich oft schwer, wenn es darum geht, aus Rücksicht auf die Konsumenten die Grenz­werte bei Schadstoffen zu verschärfen. Hersteller können so auf Kosten von Mensch und Umwelt teilweise jahrelang Substanzen und Materialien einsetzen, die langfristig schädlich sind. Deshalb kontrolliert der K-Tipp die Entwicklung mit wiederkehrenden Tests. Einige typische Beispiele:

Pestizide: Vor 21 Jahren warnte der K-Tipp bei ­einem Test von Peperoni zum ersten Mal vor der zunehmenden Verbreitung von chemischen Mitteln zur Schädlingsbekämpfung (Pestizide). Seither hat sich die Situa­tion noch zugespitzt. Etliche Untersuchungen belegen, dass Pestizide in sehr vielen Lebensmitteln, im Trinkwasser und schliesslich in den Haaren und im Urin der Be­völkerung nachweisbar sind.  Jüngste Labortests von geschälten Zitrusfrüchten, Bananen und Zwiebeln beweisen, dass viele Stoffe sogar dicke Schalen durchdringen und im Fruchtfleisch stecken («Gesundheitstipp» 2/2020, K-Tipp 14/2020, 4/2021). 

Mikroplastik: Der K-Tipp wies erstmals im Jahr 2014  auf winzige Plastikkügelchen in Kosmetika hin. Dieses­ Mikroplastik kann sich im Körper ablagern und das Wasser belasten. Heute weiss man: Mikroplastik ist weiter verbreitet als damals angenommen. Die Testredaktion des K-Tipp wies solche Kleinstteile in Mineralwasser aus PET-Flaschen nach (K-Tipp 12/2019) sowie in Wasserkochern aus Kunststoff (K-Tipp 16/2018).

Erschreckend: Nach Berechnungen der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt landen in der Schweiz jährlich mehr als 615 Tonnen Mikroplastik in der Umwelt. Laut Hochrechnungen der australischen Universität New­castle nimmt ein Mensch pro Woche zirka 5 Gramm Mikroplastik auf. Das entspricht etwa dem Gewicht einer Kreditkarte.

Versteckter Zucker: Ein Dauerbrenner sind auch die hohen Zuckermengen in stark verarbeiteten Lebensmitteln wie Smoothies, Jo­-g­hurts oder Fertig-Kaffee-­Getränken. In einer Unter­suchung des K-Tipp von 30 Vanille- und Erdbeer-Joghurts zeigte sich: Die Produkte enthalten pro Becher rund 24 Gramm Zucker (K-Tipp 1/2019). Zum Vergleich: Eine Rakete-Glace enthält 10 Gramm, ein Deziliter Coca-Cola 11 Gramm Zucker. Auch Fruchtpürees im Quetschbeutel für Kinder sind heikel: Sie enthalten weniger gesunde Stoffe als ganze Früchte, aber bis zu 14 Gramm Zucker pro Deziliter (K-Tipp 3/2021).

Resistente Keime: Immer häufiger kommen in Lebensmitteln ­Keime vor, die gegen viele Antibiotika resistent sind. Gefährlich sind diese Bakterien dann, wenn sie bei einer Wunde oder bei Operationen Infektionen auslösen. Eine Behandlung mit Antibiotika ist dann kaum mehr möglich. Bereits im Jahr 2014 fand der K-Tipp bei einer Stichprobe von Käseprodukten antibiotikaresistente Keime und warnte vor den gesundheitlichen Folgen. Inzwischen wies die Testredaktion resistente Keime auch auf Pouletfleisch (K-Tipp 9/2016, 8/2021) und auf Küchenkräutern («Saldo» 13/2019) nach.