Beim Atmen entsteht Kohlenstoffdioxid (CO2). Steigt der CO2-Gehalt in einem Raum, können die Leute darin den Sauerstoff schlechter aufnehmen. Das beeinträchtigt ihr Wohlbefinden. Sie werden matt, die Augen brennen, und der Kopf fängt an zu brummen.
So dicht gedrängt wie in den Zügen sitzt oder steht man sonst kaum irgendwo. Deshalb wäre eine wirksame Belüftung notwendig. Das schaffen die SBB aber häufig nicht.
Der K-Tipp war Anfang April in den Stosszeiten in zwanzig S-Bahnen, Interregio- und Intercity-Zügen mit einem Messgerät unterwegs. Fazit: Neun Mal waren die CO2-Werte im roten Bereich – der CO2-Gehalt war viel zu hoch (siehe Tabelle im PDF).
Der CO2-Gehalt wird in «parts per million» (ppm) gemessen: 1000 ppm entsprechen 1 Liter CO2 pro Kubikmeter Luft. Liegt die Konzentration unter 800 ppm, ist die Luftqualität gut. Bei einem CO2-Gehalt zwischen 800 und 1500 ppm ist Lüften angesagt. Überschreitet der CO2-Wert 1500 ppm, sollte man sofort lüften, um Beschwerden zu verhindern.
Thomas Hofmann, Arbeitshygieniker und Dozent an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, sagt, schon ein CO2-Gehalt von 1000 ppm im Tagesmittel und 1500 ppm als Spitzenwert könne das Wohlbefinden deutlich schmälern. Arbeitsmediziner wiesen in Studien Symptome wie Ermüdung, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Atembeschwerden und Augenreizungen nach.
Sehr hoher Grenzwert
SBB-Sprecher Ginsig verweist auf die internationalen Normen für den Eisenbahnverkehr. Demnach dürfe die CO2-Konzentration nicht über 5000 ppm steigen:
«Dieser Wert wurde in keinem Fall erreicht.» Tatsächlich liegt der Grenzwert für gesunde, arbeitende Menschen bei hohen 5000 ppm. Hofmann rät aber, zu Hause und im Büro bereits ab einer Konzentration von 1000 ppm während rund zehn Minuten gut zu lüften, um das Auftreten unliebsamer Symptome zu vermeiden.
Die SBB lassen die Luftqualität in Bahnwaggons auch selber überprüfen. Sie legten dem K-Tipp Messdaten aus der S6 zwischen Baden AG und Uetikon ZH vor, die im Februar 2012 erhoben wurden. Diese Daten decken sich mit den K-Tipp- Resultaten: In den Stosszeiten um 8 Uhr und 13 Uhr stieg die CO2-Konzentration auf über 1600 ppm, um 17 Uhr auf 2400 ppm. Für Hofmann ist eine solche Belastung «sicher zu hoch».