Das Weiss hat seinen Preis
Blendendes Aussehen durch strahlend weisse Zähne - wer künstliches Weiss mag, muss dafür ziemlich tief in die Tasche greifen.
Inhalt
saldo 10/2004
26.05.2004
Stefan Reinhart
Täglich dreimal drei Minuten lang Zähne putzen: Die Mahnung des Schulzahnarztes haben die meisten Menschen noch im Ohr. Putzen hilft zwar gegen Karies, gegen Verfärbungen ist die Bürste aber oft machtlos. Rückstände von Tee, Kaffee, Rotwein oder vom Rauchen sind stärker. Was die Bürste nicht schafft, soll nun der Zahnarzt richten. Viele Praxen in der Schweiz haben sich auf diesen Trend eingestellt. Zahnärzte bohren nicht mehr nur, sie sind auch zu Beauty-Salons geworden. Die neue Strate...
Täglich dreimal drei Minuten lang Zähne putzen: Die Mahnung des Schulzahnarztes haben die meisten Menschen noch im Ohr. Putzen hilft zwar gegen Karies, gegen Verfärbungen ist die Bürste aber oft machtlos. Rückstände von Tee, Kaffee, Rotwein oder vom Rauchen sind stärker. Was die Bürste nicht schafft, soll nun der Zahnarzt richten. Viele Praxen in der Schweiz haben sich auf diesen Trend eingestellt. Zahnärzte bohren nicht mehr nur, sie sind auch zu Beauty-Salons geworden. Die neue Strategie geht auf: Die Terminkalender lassen sich mit Bleachings einfach füllen, die Kassen auch.
Power-Bleaching: Behandlung kostet bis 1000 Franken
Doch es gibt verschiedene Methoden, zu einem strahlend weissen Lächeln zu kommen. Von einem ausgebildeten Zahnarzt ausgeführt, ist die Power-Bleaching-Behandlung praktisch schmerz- und risikofrei. In der Praxis wird das Bleichgel, das Wasserstoff-Peroxid enthält, auf die Zähne gestrichen. Eine Bleichlampe mit Halogenlicht aktiviert diese Lösung und beschleunigt den Prozess. Um Zahnfleisch und Mundhöhle zu schützen, wird eine dünne Kunststoffschicht aufgetragen. Meist genügt schon eine Sitzung, um den Zähnen neues Weiss einzuhauchen. Eine solche Behandlung kostet zwischen 500 und 1000 Franken, die Wirkung sollte ein bis zwei Jahre anhalten. Allerdings nur, wenn man aufs Rauchen, Kaffee- und Teetrinken so weit wie möglich verzichtet. Nebenwirkungen des Bleachings treten selten auf: Manchmal können überempfindliche Zahnhälse Schmerzen verursachen.
Wer neben schneeweissen auch formschöne Zähne haben will, setzt auf Veneers: Das sind hauchdünne Keramikschalen, die auf die bestehenden Zähne geklebt werden. Dazu muss der Zahnschmelz leicht angeschliffen werden. Diese neue Schönheit ist aber nicht ganz billig: Ein Zahn kostet bis zu 2000 Franken.
Auch plastische Chirurgen mischen im Zahngeschäft mit: Sie stellen zurückgebildetes Zahnfleisch wieder her, damit das Lächeln nachher wirklich wieder aussieht wie auf Hollywood-Plakaten. Dieser Eingriff am pinkfarbenen Zahnfleisch nennt sich Pink Esthetic.
Abrasiv-Zahnpasta: Ruiniert den Zahnschmelz
Wer die Behandlung in der Praxis scheut, der kann seine Zähne unter Anleitung des Zahnarztes auch daheim bleichen. Dazu fertigt der Zahntechniker auf Mass eine transparente und leichte Kunststoffschiene an, die dann mit Bleichmittel aufgefüllt und nachts getragen wird. Nach etwa zwei Wochen sollte das Resultat sichtbar sein. Gesamtkosten für diese Methode: 500 bis 1000 Franken. Relativ teuer ist dabei die Zahnkunststoffschiene. Bei einer zweiten Behandlung, die nach etwa ein bis zwei Jahren fällig wird, fallen diese Kosten weg. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten. Die Zahnärztin Dunja Brodowski: «Vollkommen unbedenklich ist das nicht. Die Wirkstoffe wirken aggressiv aufs Zahnfleisch - es muss also unbedingt geschützt sein.»
Böse Überraschungen kann aber erleben, wer das Bleichen selber in die Hand nimmt. Auf dem Markt gibt es Dutzende Zahnpasten, die ein strahlendes Lächeln versprechen, bei falscher Anwendung aber nur den Zahnschmelz schädigen. Diese Zahnpasten funktionieren nach dem Abrasiv-Prinzip: Viele kleine Körner reiben die oberste Schicht des Zahns, den Zahnschmelz, ab. Damit verschwinden zwar oft auch die Rückstände, doch der Zahn kann dauerhaft geschädigt werden - etwa so, als wenn man die Badezimmerkacheln mit Schleifpapier reinigen würde.
Schmerzen: Vorsicht bei sensiblen Zahnhälsen
Viel schonender sind komplette Heim-Bleich-Sets, die in Apotheken und Drogerien erhältlich sind. Auch sie funktionieren mit Wasserstoff-Peroxid, sind aber niedriger dosiert als beim Zahnarzt. Deshalb werden die Zähne auch oft nicht so strahlend weiss wie in der Praxis. Empfehlenswert bei und nach jedem Bleichen: die zusätzliche Behandlung mit einer Fluorpaste, die in jeder Apotheke erhältlich ist.
In jedem Fall ist es ratsam, vor einem Bleaching mit seinem Zahnarzt zu sprechen. Einerseits können Kronen und Zähne mit zu vielen Füllungen nicht gebleicht werden. Andererseits sollten Menschen mit übersensiblen Zahnhälsen vorsichtig mit Bleachings umgehen - die Behandlung soll ja schmerzfrei schön machen.