«Wir arbeiten im Interesse unserer Kunden»: So steht es in einer Broschüre der Versicherungsgesellschaft Liechtenstein Life, die eine K-Geld-Leserin im April 2014 erhielt. Die Frau aus Biel BE kaufte damals eine fondsgebundene Lebensversicherung bei der Liechtenstein Life. Solche Fondspolicen kombinieren eine Risikoversicherung mit einem Sparprozess, bei dem das Geld in Anlagefonds investiert wird.
Bis ins Jahr 2032 muss die Bielerin jährlich 5000 Franken einzahlen. Nach diesen 18 Jahren hat sie insgesamt 90 000 Franken an Prämien überwiesen. Doch die Frau würde gerne mehr wissen: Welche Kosten werden ihr belastet? Wie viel verdient der Vermittler? Wie viel Geld wird nach Abzug der Kosten effektiv in Anlagefonds investiert?
Zu diesen wichtigen Fragen hat die Frau von der Liechtenstein Life keinerlei Unterlagen erhalten. Auch die entsprechenden Fragen von K-Geld hat die Versicherung nicht beantwortet.
Etwa zum Vermittlerhonorar: K-Geld weiss aus zuverlässiger Quelle, dass der Vermittler nach Abschluss des Vertrags 3,5 bis 4 Prozent vom Total der Prämiensumme (90000 Franken) erhielt. Das sind 3150 bis 3600 Franken. Diesen Betrag zahlte die Versicherte mit ihrer Prämie. Oder zur Todesfallrisikodeckung: Die Frau hat ein Todesfallkapital von 59115 Franken versichert. Das bedeutet: Sollte sie während der Versicherungsdauer – also vor 2032 – sterben, erhalten ihre Erben 59115 Franken bar ausgezahlt. Nur: Die Frau war beim Abschluss schon 57-jährig, und diese Todesfalldeckung war unnötig. Denn ihren Lebenspartner muss sie nicht absichern, ihre Kinder sind längst ausgeflogen und selbständig. Sie hat auch keine Unterstützungspflichten und weder eine Hypothek noch offene Kredite.
Die Frau zahlt also mit ihrer Prämie eine teure Versicherungsdeckung, die sie nicht braucht. Wie viel genau, sagt die Liechtenstein Life nicht. Und sie betont, diese Höhe des Todesfallkapitals entspreche den regulatorischen Vorgaben.
Keine Angaben, wie viel Prämiengeld in Anlagefonds investiert wird
Auch über die restlichen Kosten erfährt die Frau nichts. Üblicherweise zwacken Lebensversicherer ihren Kunden von den bezahlten Prämien noch Spesen für Abschluss-, Verwaltungs- und Inkassokosten ab. Wie viel das im konkreten Fall ist – darüber macht Liechtenstein Life auch auf Nachfrage von K-Geld keine Angaben.
In Deutschland müssen die Versicherer diese Kosten offenlegen («Saldo» 5/2017). In der Schweiz gibt es keine solche Vorschrift. Liechtenstein Life räumt ein, die Offenlegung der Kostenpositionen sei erwünscht und im Sinne der Transparenz. Doch dies müsste für die ganze Branche gelten.
Ohne diese Angaben zu den Kostenabzügen kann die Sparerin nicht abschätzen, wie viel Prämiengeld effektiv in Anlagefonds geht und damit an den Börsen investiert wird. Und was sie dereinst erhalten wird.
Zwar hat sie eine Garantie: Gemäss ihrer Police erhält sie beim Ablauf im Jahr 2032 «mindestens die in die Anlage einbezahlte Prämiensumme». Damit sind aber nicht die erwähnten 90000 Franken gemeint. Sondern nur der Betrag, der nach Abzug der unbekannten Kosten investiert wird. Die Garantie ist also tiefer als 90000 Franken. Erst auf Anfrage von K-Geld sagte Liechtenstein Life, der garantierte Betrag liege bei 81517 Franken.
Mehr Geld erhält die Sparerin dereinst nur, wenn die Anlagefonds gut rentieren. Im Februar 2016 schrieb die Liechtenstein Life ihrer Kundin, bei einer angenommen konstanten Wertentwicklung von 3 Prozent pro Jahr könne sie per Ablauf mit einer Auszahlung von 102780 Franken rechnen.
Die Aussichten dafür sind aber nicht gut. Das zeigt sich einerseits am «Vermögensausweis», den die Kundin per Ende 2016 für die Steuererklärung erhielt. Bis dahin hatte sie drei Jahresprämien, also 15000 Franken eingezahlt. Der Wert ihrer Fondsanteile lag aber nur gerade bei 8125 Franken. Das hängt damit zusammen, dass die Kosten vor allem am Anfang der Laufzeit belastet würden, sagt die Liechtenstein Life. Danach würden die Abzüge kleiner.
Die Aussichten auf einen guten Ertrag sind trotzdem gering: In den Jahren 2015 und 2016 war das Geld zeitweise in einem Fonds investiert, der in diesem Zeitraum 8 Prozent an Wert einbüsste. Aktuell steckt das Geld in einem anderen Fonds, dem hohe laufende Kosten von 2,8 Prozent pro Jahr belastet werden.
«Wäre ich beim Abschluss über diese Zahlen und Fakten informiert gewesen, hätte ich diese Police auf keinen Fall abgeschlossen» bilanziert die enttäuschte Frau.
Risikoversicherung nur bei Bedarf
Bei älteren Menschen ist das Sterberisiko höher als bei Jungen. Entsprechend höher sind die Kosten für die Absicherung des Todesfalls. Deshalb der wichtige Tipp: Schliessen Sie eine Todesfallrisikodeckung nur ab, wenn Sie sie wirklich brauchen – dann also, wenn jemand dringend Geld erhalten soll, falls Sie sterben sollten.