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K-Tipp 12/2000
14.06.2000
12 Schwimmflügeli im K-Tip-Test: Nicht bei allen ist die Sicherheit gewährleistet.
Schwimmflügeli sollen Kindern Sicherheit geben. Doch nur sieben von zwölf geprüften Modellen erfüllen diese Aufgabe gut. Und nicht nur im Wasser hapert es: Vier Produkte sind stark mit Schwermetallen belastet.
Wörtlich darf man es nicht nehmen, wenn es in der Werbung heisst, Red Bull verleihe Flügel. Einer aber kann für sich in Anspruch nehmen, Kindern tatsächlich Flügel verliehen ...
12 Schwimmflügeli im K-Tip-Test: Nicht bei allen ist die Sicherheit gewährleistet.
Schwimmflügeli sollen Kindern Sicherheit geben. Doch nur sieben von zwölf geprüften Modellen erfüllen diese Aufgabe gut. Und nicht nur im Wasser hapert es: Vier Produkte sind stark mit Schwermetallen belastet.
Wörtlich darf man es nicht nehmen, wenn es in der Werbung heisst, Red Bull verleihe Flügel. Einer aber kann für sich in Anspruch nehmen, Kindern tatsächlich Flügel verliehen zu haben: der Deutsche Bernhard Markwitz.
Markwitz erfand die unentbehrlichen Schwimmflügeli; sie hatten vor genau 36 Jahren - am 13. Juni 1964 - ihren ersten öffentlichen Auftritt. Heute sind sie aus Schwimmbecken und Seebädern kaum wegzudenken. Über 150 Millionen Paar der orange leuchtenden Bema-Flügeli brachte die Firma von Bernhard Markwitz aus Hamburg in den vergangenen 36 Jahren auf den Weltmarkt.
Rechnet man die Anzahl der Nachahmerprodukte dazu, darf man davon ausgehen, dass beinahe eine halbe Milliarde Kinder mit Flügeli schwimmen lernte.
Doch erfüllen die bunten PVC-Dinger in den Gestellen der Grossverteiler und Spielzeugläden auch die Sicherheitsanforderungen, die besorgte Eltern an sie stellen?
Um diese Frage zu klären, schickte der K-Tip die zwölf in der Schweiz am meisten verkauften Schwimmflügeli ins Labor. Das ipi-Institut für Produktforschung und Information untersuchte die Oberarm-Schwimmhilfen - wie Flügeli im Beamtendeutsch heissen - auf ihre Sicherheit hin. Interlabor Belp prüfte, wie stark sie mit Schwermetallen belastet sind.
Konkret wollte der K-Tip Folgendes wissen (in Klammern steht, für welches Teilkriterium gemäss Tabelle dieser Prüfpunkt zählte):
° Wie viel Platz benötigen die Flügeli in der Badetasche? (Handhabung)
° Sind sie einfach über den Arm zu streifen? (Handhabung)
° Wie gut lassen sie sich aufblasen und entlüften? (Handhabung)
° Sind die Flügeli bequem oder gibt es Druckstellen? (Handhabung)
° Sitzen die Schwimmflügeli sicher am Arm und ist die Passform korrekt? (Sicherheit)
° Sind sie im Wasser gut zu erkennen? (Sicherheit)
° Sind die Ventile dicht und praktisch? (Sicherheit)
° Bieten die Flügeli genügend Auftrieb? (Sicherheit)
° Sind Warnhinweise auf dem Produkt aufgedruckt? (Sicherheit)
° Sind die Schwimmflügeli dicht, stabil und strapazierfähig? (Festigkeit)
° Ist die Bedienungsanleitung logisch, komplett und leicht verständlich? (Gebrauchsanweisung)
° Wie viel Blei, Cadmium, Quecksilber und Arsen enthalten die bunten Lebensretter?
Die Resultate sind nicht für alle Hersteller schmeichelhaft. Vor allem das Migros-Produkt Toothino muss sich harte Kritik gefallen lassen.
Beim Kriterium Sicherheit reichte es dem Migros-Produkt nur für die Teilnote ungenügend (siehe Tabelle). Denn: Eine DIN-Norm fordert, dass ein Flügeli mindestens 15 Newton Auftrieb haben muss; das Migros-Flügeli erreichte 14. "Zu wenig", sagt Karl-Heinz Baumann, Geschäftsführer bei ipi.
Signalfarbe Orange: Im Wasser unübersehbar
Alle anderen Produkte genügen dieser Norm. Am besten schnitten hier das Produkt von Wehncke mit 21 Newton Auftrieb sowie Speedo und Royalbeach mit je 20 Newton ab.
Die Migros verteidigt ihr Produkt mit dem Hinweis, diese Werte seien "in der Schweiz nicht definiert". Gleichzeitig verweist der orange Riese aber darauf, der Lieferant habe bestätigt, seine Flügeli nach DIN-Vorgaben zu produzieren.
Die Migros-Flügeli bieten aber nicht nur zu wenig Auftrieb. Ihre Signalwirkung lässt ebenfalls zu wünschen übrig, da sie bläulich transparent sind. Vorbildlich sind in dieser Beziehung die Caterpillar von Speedo, die beiden Bema-Produkte sowie die Sima-Flügeli. Sie alle sind leuchtend orange und damit im Wasser unübersehbar.
Vier Produkte sind stark mit Blei und Cadmium belastet
Ein wichtiges Kriterium für die Sicherheit ist die Passform. In diesem Kriterium beurteilten die Experten an Kindern im Alter zwischen zwei und sechs Jahren, ob die Schwimmhilfe auf den Arm passt, ob sie sicher sitzt oder ob sie sich zu leicht abstreifen lässt.
Die Toothino-Flügeli der Migros verrutschen während des Testes