Bisher war es selbstverständlich, dass Bahnkunden mit Bargeld bezahlen können. Bargeld ist noch immer das meistgenutzte Zahlungsmittel der Schweiz («Saldo» 5/2023). Das Bundesgesetz über die Zahlungsmittel schreibt auch vor, dass Bargeld «von jeder Person als Zahlungsmittel» angenommen werden muss.
Doch die Berner Bahngesellschaft BLS kümmert das nicht. Sie testete 2021 vier Monate lang neue, bargeldlose Automaten. Diese akzeptierten nur Kredit- und Debitkarten sowie die Handyapps Apple Pay, Google Pay und Twint. Die BLS betreibt in den Kantonen Bern, Luzern, Solothurn, Freiburg, Wallis und Neuenburg rund 200 Billettautomaten. Die Testautomaten standen in Bern, Spiez BE, Belp BE und Köniz BE.
Das Ergebnis des Tests war eindeutig: Die bargeldlosen Automaten floppten. Die Kunden benutzten sie fast gar nicht. 250 Rückmeldungen waren überwiegend negativ. Ein BLS-Sprecher bilanzierte: «Viele Kunden möchten ihre Billette weiter bar bezahlen können» (K-Tipp 14/2021).
Die BLS versprach, am Bargeld festzuhalten. Nun hat die Bahngesellschaft neue Billettautomaten zur Beschaffung ausgeschrieben. Die Unterlagen zeigen: Die BLS will nur bargeldlose Automaten bestellen. Durchgängig ist nur von «Billettautomaten ohne Bargeld» die Rede.
Die Bahngesellschaft ignoriert also die Kundenbedürfnisse und die eigenen Testergebnisse. Ein BLS-Sprecher sagt dazu: Der Test habe gezeigt, dass viele Passagiere «aus Gewohnheit» bar zahlten. Automaten ohne Bargeld seien «für die meisten Nutzer kein Problem».
Umrüstung soll ab 2025 erfolgen
Die BLS will die bargeldlosen Automaten ab dem Jahr 2025 an allen BLS-Bahnhöfen installieren. Kunden können dann nicht mehr bar zahlen. Sie müssen ein Handy oder eine Kredit- oder Debitkarte besitzen. Wer kein Handy und keine Kredit- oder Debitkarte hat, darf laut dem Bundesamt für Verkehr nicht ohne Billett in den Zug einsteigen. In einem solchen Fall müsse man das Billett an einem bedienten Schalter kaufen.
Das Bundesamt stellt sich damit auf die Seite der Bahnbetreiberin BLS. Wer kein gültiges Billett habe, müsse auch nicht transportiert werden. Die Bahn sagt dazu, im Einzelfall entscheide der Kontrolleur, ob er eine Umtriebsentschädigung verlangen wolle.
Der Bund segnet somit den Verzicht auf Bargeld der BLS ab. Das Bundesamt schreibt Bahnbetreibern in seiner Konzession nicht vor, sie müssten Bargeld annehmen.
Auch die SBB wollten Kunden zum digitalen Zahlen drängen: Einige der SBB-Automaten nahmen im letzten Jahr kein Bargeld mehr an. Doch nach Beschwerden von Kunden krebsten die SBB zurück: Nun akzeptieren alle Automaten wieder Bargeld (K-Tipp 13/2022).
Bernmobil setzt weiter auf Bargeld
Die BLS steht in der Region Bern allein da: Die Stadtberner Verkehrsbetriebe Bernmobil setzen auf Bargeld. Sie betreiben eigene Billettautomaten an Haltestellen und in Bussen, arbeiten aber bei der Beschaffung mit der BLS zusammen. In den Ausschreibungsunterlagen verlangt Bernmobil klipp und klar: Die neuen Automaten müssen auch Bargeld annehmen.
Ein Bernmobil-Sprecher bestätigt: «Bargeld ist ein eindeutiges Kundenbedürfnis und sehr beliebt.» Bei Bernmobil zahlten Passagiere über 40 Prozent der Billette bar. Die Verkehrsbetriebe versprechen: Kunden können weiter mit Bargeld zahlen – mindestens bis zum Jahr 2035. So lange sollen die neuen Automaten in Betrieb sein.