Briefe werden in Österreich und Deutschland  innert eines Arbeitstages zugestellt. In der Schweiz war das bis 1991 auch so. Aber vor 24 Jahren führte die Post zwei Tarife und zwei Zustellgeschwindigkeiten ein. Heute kostet ein A-Post-Brief 1 Franken, ein B-Post-Brief 85 Rappen.

Das Schweizer Fernsehen zeigte damals viel Verständnis für den Bundesbetrieb: «Die Post kommt nicht mehr nach. Das Personal und die Maschinen können die Flut der Post nicht mehr verarbeiten», hiess es in einer Sendung vom 31. Januar 1991. 

Die Situation heute ist allerdings eine andere: Seit 2002 nimmt die Zahl der adressierten Briefe in der Schweiz kontinuierlich ab – jährlich um 1 bis 2,5 Prozent. Und dank automatischer Sortierung wird die Verarbeitung immer effizienter. Eine Sortiermaschine in einem Briefzentrum sortiert laut Angaben der Post bis zu 38 000 Briefe pro Stunde. Trotzdem hält die Post am B-Porto von 85 Rappen fest. Sprecher Bernhard Bürki: «Die heutige Infrastruktur in der Briefverarbeitung ist auf die unterschiedlichen Laufzeiten der Briefe ausgelegt.»

Ausland: Schneller und günstiger

Erstaunlich: Die Nachbarländer kennen dieses Problem nicht. Die Postbetriebe schaffen es dort trotz viel grösserer Distanzen, die ganze Briefpost bereits am Tag nach dem Einwurf zuzustellen. Und dies erst noch günstiger: Ein Standardbrief bis 20 Gramm kostet in Österreich um­gerechnet 70 Rappen, in Deutschland sind es nur 64 Rappen. Postkarten können deutsche Kunden sogar für nur 47 Rappen im Inland verschicken. Das ist trotz A-Post-Tempo deutlich günstiger als die Schweizer B-Post.

Doch all das schützt die Schweizer Bevölkerung nicht vor weiteren Preisaufschlägen: Post-Verwaltungsratspräsident Peter Hasler liess kürzlich gegenüber Medien durchblicken, dass das Briefporto für Privatkunden ab März nächsten Jahres empfindlich teurer werden könnte. Post-Sprecher Bürki verweist darauf, die letzte Preiserhöhung für A- und B-Post sei 2004 erfolgt. Der Verzicht auf Preiserhöhungen seither war allerdings nicht ganz freiwillig: Eine Vereinbarung mit dem Preisüberwacher im letzten Jahr verbietet der Post Erhöhungen des Portos bis zum März 2016.

Bei den schweren, dicken Briefen steht die Schweizer Post im Vergleich zum Ausland nicht so schlecht da. Grund dafür ist die Konkurrenz in diesem Bereich. Auf Briefe bis 50 Gramm hat die Post hingegen ein Monopol. Überhöhte Preise verlangt sie also dort, wo sie keine Konkurrenz fürchten muss. Wie viele der versandten Briefe unter 20 bzw. 50 Gramm wiegen, will die Post nicht bekanntgeben.