Bei einem neuen VW Golf sind die paar Liter Farbe, mit der er lackiert ist, im Preis inbegriffen. Aber nur, wenn diese Farbe Mausgrau ist. Wem das nicht gefällt, der zahlt drauf – und zwar zwischen 200 und 1360 Franken.
Bedenklich dabei: In einem grauen Auto ist das Unfallrisiko deutlich erhöht. Kein Wunder, dass sich nur 1,3 Prozent der Golf-Käufer für diese Farbe entscheiden. Die restlichen 98,7 Prozent zahlen einen Zuschlag.
Der Golf ist kein Einzelfall, wie ein Blick auf die zehn meistverkauften Modelle zeigt. Den Škoda Octavia gibts nur in Blau ohne Aufpreis, den VW Polo und den VW Tiguan nur in Grau, den Peugeot 208 nur in Weiss.
Interessant: Seit Anfang Jahr hat sich in der Schweiz nur ein gutes Dutzend Käufer zu einem grauen Tiguan durchgerungen.
Die Importeure haben Mühe, dem K-Tipp zu erklären, warum sie keine freie Farbauswahl ohne Zuschläge anbieten. «Jede Farbe ist mit Kosten verbunden. Der Hersteller entscheidet, welche in den Modellpreis eingerechnet wird», heisst es bei VW. Ähnlich tönts bei Škoda.
Bei anderen Modellen ist die Auswahl ein bisschen grösser. Aber wer sich weder mit einem weissen noch einem roten oder schwarzen Audi A3 anfreunden kann, zahlt 910 bis 3190 Franken mehr.
- Zuschlag für Netztrennwand: Die Farbe ist nicht das einzige Ausstattungsmerkmal, mit dem Hersteller und Importeure die Käufer fast schon zwingen, mehr zu zahlen. Beispiel Kombi: Wer damit in die Ferien fährt, lädt meistens bis unters Dach. Bei einer Vollbremsung wird die Ladung zur tödlichen Gefahr für die Insassen. Trotzdem rüsten die wenigsten Hersteller ihre Kombis serienmässig mit einer Netztrennwand aus. Ausnahme: BMW beim 3er.
Die serienmässige Netztrennwand fehlt bei den Kombiversionen von VW Golf, Škoda Octavia, Seat Leon sowie beim VW Tiguan. Grund, laut Importeuren: Der Kunde soll selber wählen können, ob er die Netztrennwand wolle.
Für Käufer des Golf Variant ist der Fall offenbar klar. 60 Prozent entscheiden sich trotz 330 Franken Aufpreis für mehr Sicherheit. - Zuschlag für Fussmatten: Gummifussmatten sind eigentlich ein Muss. Sonst besteht die Gefahr, dass der Spannteppich durchgescheuert wird. Und dessen Ersatz ist teuer.
Trotzdem kosten sie extra beim Škoda Octavia, beim VW Polo, beim Hyundai i20 und beim A-Klasse-Mercedes.
Bei VW heisst es, ab dem nächsten Modellwechsel sei der Polo mit Fussmatten ausgestattet. Hyundai sagt: «Viele Autofahrer besitzen Fussmatten vom vorherigen Fahrzeug, die sie wieder verwenden möchten.» Doch das ist keine gute Idee. Unpassende Fussmatten können unter die Pedale rutschen und sind ein Sicherheitsrisiko. - Zuschlag für Ersatzräder: Kein einziges der zehn meistverkauften Modelle ist mit einem richtigen Reserverad ausgestattet. Nicht einmal ein Notrad gibts serienmässig. Der BMW verfügt immerhin über sogenannte Runflat-Pneus. Damit kann man bei einer Panne mit 80 km/h noch 80 Kilometer weiterfahren.
Die restlichen Modelle verfügen nur über Pannensets, bestehend aus Kompressor und Dichtmittel. Doch Zahlen des TCS zeigen: Nach einer «Reparatur» mit einem Pannenset ist die Weiterfahrt in drei von vier Fällen nicht möglich (K-Tipp 6/2013).
Selbst gegen Zuschlag sind bei diesen Autos nur Noträder erhältlich:
Audi A3, VW Tiguan, Seat Leon, Mercedes-A-Klasse und Hyundai i20. Das ist unbefriedigend. Denn Noträder dürfen mit maximal 80 km/h und nur bis zur nächsten Garage gefahren werden. Wer an einem Wochenende auf der Rückfahrt von den Ferien ist, wäre mit einem richtigen Reserverad besser gerüstet.
Die schlechte Serienaustattung bei Neuwagen in der Schweiz ist neu. So gabs den Škoda Octavia vor drei Jahren ohne Aufpreis immerhin noch in drei Farben. Zudem ist die Sonderausstattung teurer geworden: Ein Reserverad kostete damals 70 Franken, heute das Doppelte.