Annelis Gehrig (Name geändert) aus Ittigen BE wollte sich Ende Februar von ihrem Hausarzt untersuchen lassen. Dieser verwies sie ans Berner Stadtspital Tiefenau für einen Coronatest. Denn Gehrig weilte zuvor in Norditalien und gilt als 66-Jährige als besonders gefährdete Person.

Das Testresultat war erfreulicherweise negativ, Gehrig also nicht an Covid-19 erkrankt. Weniger erfreulich war die Rechnung für den Coronatest: rund 410 Franken für die Probenahme und 744 Franken für die Analyse im Labor. 

Laut Annelis Gehrig wurde sie im Spital nur etwa 15 Minuten von ­einem Arzt betreut. Dieser habe einen Abstrich gemacht und sie mit einem Mundschutz nach Hause in Quarantäne geschickt. 

Die Rechnung des Spitals stimmt mit den Schilderungen Gehrigs nicht überein. Aufgelistet sind 43 bis 55 Minuten, während deren sie persönlich ärztlich betreut worden sein soll: zwei Konsulta­t­­ionen durch zwei Ärzte, zudem eine «kleine Un­ter­suchung durch den Fach­arzt». Auch an eine «nichtärztliche Betreuung ambulanter Patienten» kann sich Gehrig nicht erinnern, nur an Wartezeit in der Notfallaufnahme und im Behandlungszimmer. Das Labor stellte den Test vier- statt einmal in Rechnung. 

Hinzu kommt: Die Rechnung wurde zu­lasten der Patientin beziehungsweise der Krankenkasse ausgestellt. Gehrig wurde jedoch am 27. Februar untersucht. Und bis zum 3. März gingen die Kosten laut dem Epide­miengesetz zulasten der Kantone. Anders als bei einer Kostenübernahme durch die Krankenkasse fallen so für die Patientin weder Franchise noch Selbstbehalt an.

Gehrigs Krankenkasse Concordia hat die Spitalrechnung bereits bezahlt. Sie wird das Geld nun laut Sprecherin Astrid Brändlin zurückfordern. Die Inselgruppe hat zu Gehrigs Fall nicht Stellung genommen.

So viel darf ein Coronatest kosten

Der Corona-Labortest kostet 180 Franken. Hinzu kommt eine Auftragspauschale von 24 Franken. Diesen Tarif legte das Departement des Innern fest. Er wird als übermässig hoch kritisiert («Saldo» 7/2020). 

Der Test muss von­­ ­einem Arzt angeordnet werden, womit noch Arztkosten hinzukommen. Die Ärzteverbindung FMH hat für den K-Tipp zwei Musterrechnungen erstellt (Beispiele im Kanton Luzern; die Taxpunktwerte unterscheiden sich je nach Kanton): Führt der Arzt den Test durch, kann er zusätzlich zu den Laborkosten knapp 100 Franken verlangen, bei der Durchführung des Tests zu Hause oder in einer Drive-in-Station 70 Franken. Das deckt sich mit der Aussage des Krankenkassenverbands Curafutura, wonach der Test samt Konsultation und Probeentnahme ungefähr 300 Franken kostet.