Wer sich zu Hause gegen HIV testen möchte, geht bis anhin ins Internet. Dort gibt es zahlreiche Angebote für Tests. Nur: Diese Tests sind in der Schweiz nicht zu­gelassen. Zudem ist nicht klar, wie viel sie taugen. 

Diese für viele unbefriedigende Situation wollen die Behörden nun ändern. Sprecher Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit sagt, man prüfe zurzeit, ob vereinzelte Tests zugelassen werden sollen. Dann könnte man die Tests auch in der Apotheke kaufen. Das Bundesamt möchte auf diese Weise mehr gefährdete Personen erfassen. Dazu gehören vor allem Menschen mit riskantem Sexualverhalten. Also ­solche, die zum Beispiel un­geschützten Sex haben, auch mit mehreren Partnern. So zeigte eine australische Studie mit über 300 Personen, dass sich Männer aus solchen Risikogruppen öfter testen liessen, wenn sie dies selbst und im privaten Rahmen tun können.

«Resultat mit zweitem Test überprüfen» 

Dennoch üben Ärzte Kritik am Vorhaben der Behörde.  Gesundheitstipp-Arzt Thomas Walser: «Ein solcher Test kann den Betroffenen stark verunsichern.» Zwar ­seien die neueren Tests exakter als frühere, dennoch warnt Walser: «Ein falscher positiver Befund kann Be­troffene mit grossen Ängsten zurücklassen.» Bei besonders labilen Personen drohe im schlimmsten Fall der Suizid. «Ein positives Re­sultat muss man immer mit einem zweiten, empfind­licheren Test überprüfen», sagt Walser 

Wer sich zu Hause selbst testen will, muss dies zum richtigen Zeitpunkt tun. Verlässlich ist das Re­sultat nämlich erst, wenn man den Test drei Monate nach der mutmasslichen Ansteckung macht. So lange kann es dauern, bis sich Antikörper gebildet haben, die der Test nachweisen kann. 

Für Walser ist klar: Wer sich auf HIV testen will, sollte das nur von Fachleuten begleitet tun. Bereits heute können sich Interessenten ­anonym untersuchen lassen. Über 50 Beratungszentren in der ganzen Schweiz bieten dies an. Die Adressen finden sich unter www.aids.ch ] Teststellen. Der Test kostet rund 60 Franken. Falls das Ergebnis ­positiv ist, können Betroffene sich beraten ­lassen. 

Wer keinen Wert auf Anony­mität legt, kann den Test auch beim Hausarzt machen. In diesem Fall übernimmt die Grundver­sicherung die Kosten. 

Daniel Koch sagte dem Gesundheitstipp, das Bundesamt werde nun Kriterien erarbeiten, nach denen die Tests zugelassen würden. Denn auch Koch sieht die Gefahr, «dass Tests verkauft werden, die ­falsche Resultate an­zeigen».