Die Geschichte der Banken wird immer mehr zur raschen Abfolge von Exzessen und Skandalen. Der Schweizer Filmemacher und Ökonom Beat Bieri zeigt in seiner Dokumentation «Im Kopf des Bankers» die Entwicklung des Schweizer Finanzplatzes vom Prestigeobjekt zum dauerhaften Krisenherd. Erschreckend ist, dass die Krisen immer grössere Dimensionen annehmen. Bieri interviewt mehrere aktive und ehemalige Banker wie Oswald Grübel. Aufschlussreich sind auch die Gespräche mit Aussteigern, die laut eigener Aussagen genug davon hatten, reiche Menschen immer noch reicher zu machen.
Schritt für Schritt führt er die Zuschauer durch die Tiefpunkte der neueren Geschichte des Finanzplatzes: die Immobilienkrise 1990, die Internetblase Anfang 2000, die Immobilienblase in den USA 2007 oder die aktuelle Schuldenkrise.
Lange Zeit waren die Schweizer Bankiers angesehene, im schlimmsten Falle etwas langweilige Finanzexperten. Als Wendepunkt sieht Bieri die 1970er- und 1980er-Jahre, als viele junge Bankiers ihre Sporen in den USA abverdienten. Als sie zurückkamen, brachten sie das Raubtierverhalten der amerikanischen Banker mit in die Schweiz. Im Lauf der Jahre hat sich dies weiter zugespitzt: Heute geht es nur darum, in kurzer Zeit möglichst viel zu verdienen, wie die interviewten Experten einhellig sagen.
Das Fazit des Films: Die Finanzkatastrophen gehen vor allem auf den Realitätsverlust der Banker zurück. Erstaunlich bleibt für den Zuschauer, dass die Banker nach den vielen Katastrophen nichts gelernt haben und immer neue Risiken eingehen, um zu Geld zu kommen.
«Im Kopf des Bankers» gibt es neu auf DVD oder als Stream im Internet unter www.videoportal.sf.tv.
«Im Kopf des Bankers.» Ein Film von Beat Bieri. Schweiz 2012. 50 min. Schweizer Fernsehen.
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