CD- / DVD-Tipps
Der Dokumentarfilm «Albtraum Atommüll» deckt die verheerenden Zustände bei der Lagerung von Atommüll in Europa und Russland auf.<br />
Inhalt
saldo 07/2010
11.04.2010
Letzte Aktualisierung:
12.04.2010
Marc Mair-Noack, thl, trü, tom
Strahlende Zukunft
Die Atomenergie erlebt in der Diskussion um die Klimaerwärmung ein unerwartetes Comeback. Bei vielen Politikern gelten AKWs wieder als saubere Alternative zu fossilen Brennstoffen. Die Dokumentation «Albtraum Atommüll» zeigt jedoch, dass diese Energiequelle alles andere als sauber ist. Das Filmteam besuchte dafür Gegenden in den USA, in Frankreich und Russland, die unter radioaktivem Abfall leiden.
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Strahlende Zukunft
Die Atomenergie erlebt in der Diskussion um die Klimaerwärmung ein unerwartetes Comeback. Bei vielen Politikern gelten AKWs wieder als saubere Alternative zu fossilen Brennstoffen. Die Dokumentation «Albtraum Atommüll» zeigt jedoch, dass diese Energiequelle alles andere als sauber ist. Das Filmteam besuchte dafür Gegenden in den USA, in Frankreich und Russland, die unter radioaktivem Abfall leiden.
In Hanfort Site in den USA steht seit 1942 die erste Nuklearanlage der Welt. Der Columbia River ist noch heute mit radioaktivem Material kontaminiert. Schlimmer erwischte es die Bevölkerung am russischen Karatschai-See. Die Landschaft gilt heute als einer der radioaktiv verseuchtesten Orte der Welt. Die Schuld daran trägt das dortige nukleare Zwischenlager sowie ein Atommüllunfall von 1957.
Das Filmteam untersuchte die Strahlung entlang des Flusslaufs durch Sibirien und zeigt: Zahlreiche weitere bewohnte Gegenden sind längst nukleare Mülleimer und ähnlich verstrahlt wie Tschernobyl. Staatliche Forscher untersuchen zwar den Gesundheitszustand der Bewohner, lassen diese aber über die Ergebnisse im Unklaren. An einem anderen Ort in Sibirien zeigen die Filmemacher, dass Behälter mit entsorgtem Uran aus Europa unter freiem Himmel lagern.
Nahe an die Schweiz kommt der Film mit dem Besuch bei der Wiederaufbereitungsanlage im nordfranzösischen La Hague. Jährlich schüttet die Anlage die Menge von 33 Millionen Fässern Atommüll ins Meer. Der Meeresgrund ist radioaktiv verseucht. Auch die gasförmigen Emissionen der Anlage sind bemerkenswert: Die Strahlung von La Hague ist bis in die Schweiz messbar.
Der Film ist nicht reisserisch aufgemacht, sondern erklärt sachlich die gefundenen, überraschenden Ergebnisse. Ausserdem hinterfragt er grundsätzlich eine Energiegewinnungstechnik, deren modernster Vorschlag zur Entsorgung lautet, das gefährliche Material für die nächsten 200‘000 Jahre in der Erde zu vergraben.
«Albtraum Atommüll.» Ein Film von Eric Guéret. Frankreich, Deutschland 2010. 98 min. Anbieter: Absolut Medien.
CD-Tipps
Pop/Rock: Inspirierender Wohlklang
Für sein zehntes Studiowerk hat das Zürcher Brüderpaar Thomas und Bruno Hasler, besser bekannt unter dem Pseudonym Back to Earth, feine, perlende Pianotöne ins Zentrum gerückt. Hinzu gesellen sich wattebauschige Synthesizerklänge sowie Einlagen vom Ausnahmegitarristen Max Lässer und von der Flötistin Conny Leuenberger. Back to Earth machen reine Instrumentalmusik, die ohne Schlagzeug und Spektakel auskommt. «Piano» ist eine Stunde lang inspirierende Gemächlichkeit und herzwärmender Wohlklang, verträumter New-Age-Sound, der ideal dazu geeignet ist, sich zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen.
Back to Earth, «Piano», Thasproduction
Klassik: Kühne Kammermusik
Tschaikowsky hat sich der Gattung des Streichquartetts nur sporadisch angenommen. In den wenigen Werken, die er für diese Besetzung schrieb, finden sich aber wahre Perlen. Das deutsche Klenke Quartett hat sich ihrer angenommen und daraus eine fulminante Doppel-CD fabriziert. Im Lyrischen zeichnet sich die Tongebung des Ensembles durch eine überaus feine, ja zarte Note aus und ist zudem von einer getragenen Klarheit geprägt; in den furiosen Sätzen hingegen frönen entfesselte Musiker ihrer offensichtlichen Liebe zu dissonanten harmonischen Konstruktionen: kühnes Musizieren wird da grossgeschrieben.
Klenke Quartett, «Tchaikovsky: String Quartets», Berlin Classics.
Jazz: Ping und Pong
Der Jazz hat schon so manches magische Duo hervorgebracht – angefangen im Jahr 1928 bei Louis Armstrong und Earl Hines. Die neuste Duo-Sensation kommt aus Bern und besteht aus dem Vokalakrobaten Andreas Schaerer und dem meisterhaften Kontrabassisten Bänz Oester. In sechzehn Stücken, die mit drei Ausnahmen durch spontanes IdeenPing-Pong entstanden, entwickeln die beiden Musiker einen Spielwitz sondergleichen. Doch Schaerer und Oester gelingen auf «Schibboleth» auch feine musikalische Verzauberungen und Geräuscherkundungen auf absolut beeindruckende Weise.
Andreas Schaerer/ Bänz Oester, «Schibboleth», Unit Records