Die Angst vor dem Absturz
Viele Menschen leiden unter akuter Flugangst. Doch wer sich mit seiner Angst befasst, hat gute Chancen, sie zu besiegen.
Inhalt
Gesundheitstipp 7+8/2007
04.07.2007
Regula Schneider
Es geschah auf dem Flug von São Paulo nach Zürich. Denise D’Ambrogio war schon oft geflogen. Doch dieses Mal war alles anders. Starke Turbulenzen rüttelten am Flugzeug, immer wieder sackte es in Luftlöcher. «Ich verkrampfte mich, geriet in Panik. Ich musste weinen und meine Verdauung spielte verrückt. Ich hatte Todesangst», erinnert sich die 25-jährige Buchhalterin.
Nach diesem Erlebnis war Schluss mit Fliegen. Als im gleichen Jahr ein Flugzeug desselben Typs vor Halifax ins Meer...
Es geschah auf dem Flug von São Paulo nach Zürich. Denise D’Ambrogio war schon oft geflogen. Doch dieses Mal war alles anders. Starke Turbulenzen rüttelten am Flugzeug, immer wieder sackte es in Luftlöcher. «Ich verkrampfte mich, geriet in Panik. Ich musste weinen und meine Verdauung spielte verrückt. Ich hatte Todesangst», erinnert sich die 25-jährige Buchhalterin.
Nach diesem Erlebnis war Schluss mit Fliegen. Als im gleichen Jahr ein Flugzeug desselben Typs vor Halifax ins Meer stürzte, sah sie ihre Ängste bestätigt: «Ich begann Infos über Flugkatastrophen zu sammeln. Ich steigerte mich unmerklich immer stärker in meine Angst hinein.»
Die Psychotherapeutin und Flugangst-Expertin Bettina Schindler kennt diesen Teufelskreis. «Am Anfang steht ein Flug, der Ängste ausgelöst hat.» Später würden sie durch Berichte über Flugzeugabstürze bestätigt, genährt und gesteigert. «Oft kommen Höhen- und Platzangst dazu und dass man als Passagier die Kontrolle anderen überlassen muss.»
Irgendwann spürte D’Ambrogio: Ich möchte wieder andere Kontinente besuchen. Sie entschloss sich zu einem Seminar gegen Flugangst. Es dauerte zwei Tage. Ihr Fazit: «Die Angst ist zwar nicht einfach weg, aber ich kann damit umgehen.»
Bettina Schindler bestätigt: «Wer sich mit seiner Angst auseinandersetzt, hat alle Chancen, sie zu überwinden. Angstfantasien kann man auflösen», sagt die Psychologin. «Betroffene sollten sich mit den technischen und praktischen Gegebenheiten des Fliegens besser vertraut machen.»
Ein Gummibändchen hilft bei Angstfantasien
D’Ambrogio kaufte sich eine CD mit Fluggeräuschen und ein Buch über Entspannungsübungen. Im Kurs erhielt sie auch viele praktische Tipps: So trug sie um das Handgelenk ein Gummibändchen. «Wenn ich mich bei Angstfantasien ertappte, zog ich am Band und versuchte, an etwas anderes zu denken.» Am zweiten Seminartag stand ein echter Flug auf dem Programm. «Auf dem Hinflug war die Angst stark, besonders beim Start», sagt D’Ambrogio. «Doch den Rückflug konnte ich geniessen.» Sie habe gegessen und sei im Flugzeug umhergegangen.
Im August reist D’Ambrogio für drei Monate in die USA. «Ich konzentriere mich auf mein Ziel und freue mich auf den Flug. Ich weiss, dass alles gut gehen wird», sagt sie.
Zehn Massnahmen gegen die Flugangst
1. Befassen Sie sich rechtzeitig vor dem Flug mit Ihrer Flugangst.
2. Reservieren Sie einen Gangplatz, falls Sie sich im Flugzeug eingeengt fühlen. Turbulenzen sind auf den vorderen Plätzen weniger spürbar als hinten.
3. Packen Sie rechtzeitig. Treffen Sie früh und ausgeruht am Flughafen ein.
4. Machen Sie Entspannungsübungen: Atmen Sie tief durch die Nase ein und durch den Mund doppelt so lange wieder aus.
5. Verzichten Sie auf Alkohol. Er wirkt im Flugzeug stärker und verstärkt das Gefühl, keine Kontrolle zu haben. Besprechen Sie Beruhigungsmittel vorher mit dem Arzt.
6. Trinken Sie viel Wasser und bewegen Sie sich ab und zu während des Fluges.
7. Informieren Sie das Flugpersonal beim Einsteigen über Ihre Angst. Ihr Problem ist verbreitet.
8. Vertrauen Sie darauf, dass Fliegen sicher ist und dass die Angst nachlässt.
9. Lesen Sie im Flugzeug. Auch Gespräche oder Vorfreude auf die Ferien lenken Sie ab.
10. Vertrauen Sie darauf: Turbulenzen sind zwar unangenehm, aber nicht gefährlich.