Baum-Schädlinge, Klee und Vogelplage
Wenn die Bienen zur Blütezeit des Klees und die «Chriesistinker» auf dem Kirschbaum zum Problem werden: Kurt Meister von der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE beantwortet Fragen von Hobby-Gärtnern.
Inhalt
Haus & Garten 2/2007
09.05.2007
Wie werden wir die Kirschenfliegen los?
Mein Kirschbaum (Sorte Magda) trägt jedes Jahr wunderschöne grosse Früchte, die wir ernten und gleich entsorgen müssen, weil fast alle wurmstichig sind. Sobald sich die Kirschen gelb verfärben, hänge ich Kirschenfliegenfallen auf oder wende das von der Landi empfohlene Spritzmittel Dimethoat an. Trotzdem hat sich die Situation nicht verbessert.
Habe ich vielleicht den richtigen Spritz-Zeitpunkt verpasst?
Colette Schmid, D...
Wie werden wir die Kirschenfliegen los?
Mein Kirschbaum (Sorte Magda) trägt jedes Jahr wunderschöne grosse Früchte, die wir ernten und gleich entsorgen müssen, weil fast alle wurmstichig sind. Sobald sich die Kirschen gelb verfärben, hänge ich Kirschenfliegenfallen auf oder wende das von der Landi empfohlene Spritzmittel Dimethoat an. Trotzdem hat sich die Situation nicht verbessert.
Habe ich vielleicht den richtigen Spritz-Zeitpunkt verpasst?
Colette Schmid, Dachsen
Ich habe einen alten Kirschbaum (schwarze Herzkirschen). Jedes Jahr bekommt er einen «Leim-Klebeband-Ring» um den Stamm gewickelt. Im Frühsommer hängen wir jeweils auch gelbe Plastik-Klebetäfelchen (Landi) in die Zweige, denn ich hasse die vielen Würmer: Koche ich zum Beispiel Kompott, muss ich erst mal die oberste Schicht weisser Würmer abschöpfen.
Wie kann ich die Kirschen vor Würmern und Käfern, genannt «Chriesistinker», ohne chemische Mittel schützen?
Annette Susanne Stark, Wolfhalden
Meister: Die Würmer stammen von der Kirschenfliege (Rhagoletis cerasi). Sie fliegt je nach Höhenlage, Witterungsverlauf und Exposition zwischen dem 20. Mai und 15. Juni. Der Flug beginnt, wenn sich die ersten Kirschen von Grün zu Gelb verfärben. Es gibt drei Möglichkeiten, die Plage zu bekämpfen:
- Gelbfallen: Je nach Baumgrösse hängt man während der Flugzeit (20. Mai-15. Juni) zwei bis zehn Kreuzfallen in den südlichen, westlichen und östlichen Baumbereich. Hängen genügend Fallen, reduziert sich der Befall, wenn
- Sie den richtigen Anwendungszeitpunkt - Flugbeginn! - nicht verpassen
- die Kirschenfliegenpopulation und die Zuflugmöglichkeiten von unbehandelten Nachbarbäumen nicht zu gross sind
- Sie die Kirschen vollständig ernten und die Bekämpfung jedes Jahr wiederholen.
Nach der Ernte die Fallen entfernen und im folgenden Jahr wieder verwenden. Die Fallen mit Insektenleim bestreichen.
- Netzabdeckung: Im Bio-Anbau schützt man die Bäume auch mit einem feinmaschigen Netz: Die Abdeckung legt man vor dem ersten Flug unter dem Kirschbaum aus. Das Netz hindert die Kirschenfliege am Auffliegen im Frühling/Frühsommer und reduziert den Befall. Vor der Ernte das Netz wieder entfernen. Es ist mehrmals verwendbar (Cherry Protect, zu beziehen bei Andermatt Bicontrol AG in Grossdietwil LU).
- Chemisches Mittel: Man behandelt die Bäume mit einem systemisch wirkenden Insektizid. Am besten hilft Perfekthion (mit dem Wirkstoff Dimethoat). Gespritzt wird beim Farbumschlag der Kirschen mit einer Konzentration von 0,05 Prozent. Wichtig: kurz vor Flugbeginn anwenden. Kirschen erst drei Wochen später ernten. Perfekthion wirkt 2 bis 3 Wochen. Auch nach Ende der Behandlung werden zufliegende oder aus Eiern schlüpfende Schädlinge vernichtet.
Was sind das für weisse «Dinger» an der Lärche?
In meinem Garten steht seit einigen Jahren eine Lärche. Wenn im Frühling die frischen Nadeln gewachsen sind, werden sie von winzigen, weissen, wolligen «Dingern» befallen. Offenbar schaden sie dem Baum nicht sehr: Er wächst jedes Jahr ein grosses Stück, verliert jedoch die Nadeln früh - meist schon im Spätsommer. Woran «krankt» meine Lärche?
Silvia Luginbühl, Biberist
Meister: Es könnten Woll- oder Schmierläuse sein. Zwischen den Nadeln liegen ihre flockigen weissen Wachsausscheidungen. Darunter verstecken sich 3 bis 5 Millimeter lange, ovale, weiss bepuderte Wollläuse - eine Schildlausart ohne Schild. Mit ihren Wachsausscheidungen schützen sie sich. Die Wollläuse sind in allen Stadien beweglich, bilden aber oft dichte Kolonien. Sie befallen nicht nur Lärchen, sondern auch Lorbeerbüsche, Kakteen und Zierpflanzen.
Solange der Baum keine weiteren Schäden aufweist, rate ich Ihnen ab, etwas zu unternehmen. Breiten sich die Wollläuse grossflächig aus, müssen Sie zur Bekämpfung einen Fachmann beiziehen.
Kann ich Weissklee ohne Chemie entfernen?
In meinem Garten wächst sehr viel Weissklee. Während der Blüte sind die Bienen sehr aktiv, was für Barfussgeher lästig ist. Ich möchte den Klee entfernen - am liebsten ohne Chemie.
Toni Jutz, Stachen
Meister: Der starke Bienenflug zur Blütezeit des Klees ist für spielende Kinder und Barfussgeher ein Problem. Ein mit Nährstoffen gut versorgter Rasen verdrängt den Klee: Wenn Sie Langzeitdünger verwenden, reicht eine Gabe pro Jahr, ansonsten braucht es mindestens zwei (April und August).
Weiter sollten Sie den Rasen regelmässig mähen und einmal jährlich, möglichst im Frühling, vertikutieren (siehe auch Seite 52): Mit einem Vertikutiergerät oder -rechen - das Werkzeug ist mit gebogenen Messern bestückt - zieht man Luftschlitze in den Boden. Die Messer bringen die kriechenden Klee-Ausläufer an die Oberfläche. Bei schweren Böden hilft zudem Aerifizieren: Um den Boden zu durchlüften stanzt man maschinell Luftlöcher in den Rasen. Bringen Sie den Klee trotz dieser Massnahmen nicht weg, empfehle ich ein Herbizid wie zum Beispiel Herba pro.
Wieso blüht Rosmarin zweimal pro jahr?
An meiner Hausmauer gedeiht ein riesiger Rosmarinstrauch. Er blüht zweimal pro Jahr - auch im Winter. Warum?
Regula Meier, Zürich
Meister: Rosmarin (Rosmarinus officinalis) ist ein immergrüner Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütengewächse. Die Pflanze wächst im Mittelmeerraum wild, speziell an Küstenregionen. Rosmarin bevorzugt daher einen sonnigen, trockenen Standort und kann dort 1,5 bis 2 Meter hoch werden. Er blüht zumeist blassblau, oft bereits an milden Wintertagen. Wenn die Standortbedingungen ideal sind, kann der Strauch im Spätsommer/Herbst ein zweites Mal blühen.
VÖGELplage auf dem Balkon: Was tun?
Viele Vögel lassen sich auf dem Gestänge der Sonnenstore und auf der Seitenwand unseres Balkons nieder - mit entsprechender Verschmutzung. Ein Aufenthalt auf dem Balkon ist praktisch unmöglich. Was tun?
Hildegard Schneuwly, Köniz
Meister: Ich bin kein Vogelspezialist, habe aber das gleiche Problem: Mein Balkon ist begrünt, eine Wisteria (Glizinie) spendet Schatten - ein Paradies für Spatzen. In einem Freilaufgehege leben zudem zwei Kaninchen. Lassen sie Körner übrig, verpflegen sich Spatzen.
Die Lösung: Wir versuchen, über dem Sitzplatz mögliche Nist-Nischen zu verhindern. Allfällige Nistplätze haben wir mit dünnmaschigem Drahtgitter verbaut. Beliebt zum Nisten sind auch Storenkästen: Wir haben sie gut mit Zeitungen ausgestopft und bedienen die Storen mindestens einmal täglich. So halten wir die Vögel einigermassen fern.
Haus & Garten: Die Agenda
Gartenmessen haben in den Sommermonaten Hochkonjunktur. Hier die wichtigsten Termine im In- und Ausland.
Mai
- (seit 27.4.) bis 14.10. Bundesgartenschau Gera und Ronneburg, Thüringen (D), www.buga2007.de
- 11. bis 13.
Festival du Jardin & Gartentage, Schlosspark Hetzendorf, Wien, www.jardin.at
- 22. bis 26.
Chelsea Flower Show, Ausstellung mit Gärten im britischen Stil, London,
www.rhs.org.uk/ chelsea/2007/index.asp
Juni
- 15. bis 17.
Internationale Pflanzentage, Thema: «Der ökologische Garten», Bingerden (NL), www.bingerden.com
- 22. bis 24.
Bio Marché, Biomesse - unter anderem mit Ausstellern zum Thema «Biologisch Bauen & Wohnen», Zofingen AG, www.bio-marche.ch
Juli
- 13. bis. 15.
Diga - die Gartenmesse, Markt für Gartenartikel und -anlagen, Gartentechnik, Schloss Beuggen, Rheinfelden (D), www.diga-gartenmessen.de
August
- 30.8. bis 3.9.
Bauen & Modernisieren, Messe für Bauen, Renovieren, Inneneinrichtung, Heizung, Lüftung, Sanitäranlagen, Messezentrum, Zürich-Oerlikon, www.bauen-modernisieren.ch
Sie Fragen, wir Antworten
Haben Sie Fragen rund um den Garten oder zu den Pflanzen auf Ihrem Balkon oder in Ihrer Wohnung? Oder haben Sie eigene Anregungen? Dann wenden Sie sich schriftlich an:
Redaktion Haus & Garten, «Kummerkasten», Postfach 431, 8024 Zürich,
redaktion@hausundgarten.ch (bitte Absender angeben).