Hausmittel gegen «rätselhafte Erdhügel»
Ameisenhügel, Käfer, Ohrenkriecher, kranke Tanne, wuchernde Lilie - was kann man dagegen unternehmen? Kurt Meister von der kantonalen Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE beantwortet Fragen von Leserinnen und Lesern.
Inhalt
Haus & Garten 4/2006
27.09.2006
In unserem Garten entdeckten wir einen rätselhaften Erdhügel: Er ist so gross wie ein mittlerer Hut und besteht aus sandigem Erdreich. Als wir den oberen Teil abdeckten, wuselten Hunderte von Ameisen hervor. Kleine Löcher waren voll mit grossen, weissen, madenartigen Dingern, welche die Ameisen sofort in Sicherheit brachten.
Können wir diesen Ameisenhügel entfernen (Kompost?) oder zügeln? Sind Ameisen lästig - aber eine Bereicherung für Fauna und Flora -, oder gefährden s...
In unserem Garten entdeckten wir einen rätselhaften Erdhügel: Er ist so gross wie ein mittlerer Hut und besteht aus sandigem Erdreich. Als wir den oberen Teil abdeckten, wuselten Hunderte von Ameisen hervor. Kleine Löcher waren voll mit grossen, weissen, madenartigen Dingern, welche die Ameisen sofort in Sicherheit brachten.
Können wir diesen Ameisenhügel entfernen (Kompost?) oder zügeln? Sind Ameisen lästig - aber eine Bereicherung für Fauna und Flora -, oder gefährden sie die Gesundheit?
Andreas Gervasi, Luzern
Kurt Meister: Ameisen gefährden die Gesundheit nicht, sie sind meist nur lästig. Ameisen sind geruchsempfindlich. Bevor Sie Ameisengift einsetzen, versuchen Sie eines der folgenden Hausmittel, das Sie auf Nester und Ameisenstrassen giessen: Jauchen: 30 g getrocknetes oder 300 g frisches Kraut von Gewürzen (egal welche) auf 10 l Wasser, ca. 10 Tage gären lassen.
- Brühen: Gleiche Menge Gewürzkraut 12 Stunden einlegen, aufkochen, heiss oder kalt giessen.
- Frische Triebe oder zerriebene Blätter von z. B. Wermut, Kerbel, Majoran, Thymian, Pfefferminze, Wacholder, Holunder oder Kapuzinerkresse auf das Nest legen.
- Pulver von Zimt oder anderen stark riechenden Gewürzkräutern um die Ameisenlöcher streuen.
- Mit Tomatenblättern mulchen (siehe auch Seite 58).
- Algenkalk, Gesteinsmehl und Kaffeesatz streuen.
- Frischhefe mit Honig mischen. Ameisen verfüttern die Hefeteile an ihre Brut, die daran stirbt.
- Leimringe an Bäumen anbringen, damit die Ameisen die Blattläuse nicht erreichen.
- Blumentopf mit Erde oder Holzwolle füllen und umgekehrt aufs Nest stellen: Darin bauen die Ameisen ihr Nest. Danach schiebt man einen Spaten unter den Topf und siedelt das Nest um.
Ich liebe Dahlien und habe rund 20 Sorten im Garten. Kummer bereiten mir jedoch jedes Jahr die Ohrenkriecher: Im Sommer - und zwar bei jedem Wetter - befallen sie in grosser Zahl meine Dahlien, verstecken sich im Topf oder Blumenbeet und saugen Löcher in die Blumen. Die Knollen überwintere ich jeweils im Keller (halbdunkel). Wie bekämpfe ich die Kriecher am besten?
Maurus Tomaschett, Breil
Meister: Versuchen Sie Folgendes: Kleine Tontöpfe mit Holzwolle stopfen und verkehrt herum an die Dahlien hängen.
Ohrenkriecher mögen solche Töpfe als Nistplätze - dadurch kann man die Kriecher an einem anderen Ort wieder ausbringen.
Andernfalls müssten Sie ein systemisch wirkendes Insektizid einsetzen: Es wird von der Pflanze aufgenommen und wirkt so von innen heraus. Durch den Frass des Käfers gelangt es in dessen Darm. Auf solche Insektizide sollte man jedoch aus ökologischer Sicht verzichten. Sie wirken nämlich nicht spezifisch, sondern vernichten alle Insekten.
Unser neu gekauftes Anwesen im Tessin (ca. 850 m ü. M.) wird von einer Lilienart nahezu überwuchert: Es ist eine orange-gelb blühende Sorte, die sich auf Wiesen und in Mauerritzen wohl fühlt. Gibt es ausser Ausgraben und Mauerabbauen eine Möglichkeit, den Wildwuchs einzudämmen?
Goffredo Frei, Cumiasca
Meister: Nach Ihrer Beschreibung handelt es sich um die Tag-Lilie (Hemerocallis-Hybride). Diese Lilie macht unterirdische Ausläufer. Passt ihr der Standort, breitet sie sich sehr schnell aus. Um dieses Ausbreiten zu bekämpfen, gräbt man diese Ausläufer aus. In den Mauerritzen wird das vielleicht schwieriger. Ein rigoroses Ausmerzen schafft allenfalls ein Totalherbizid (Unkrautvertilgungsmittel). Für diese Prozedur sollten Sie aber einen Fachmann beauftragen.
Der Kartoffelkäfer macht sich jedes Jahr über meine Kartoffelbeete her. Was kann ich dagegen tun? Gibt es ein pflanzliches Mittel, oder muss ich Chemie einsetzen?
Irmgard Furrer, Staldenried
Meister: Ein Mittel auf pflanzlicher Basis existiert nicht. Gegen den Kartoffelkäfer gibts im Handel ein Bakterienpräparat: Novodor 3FC (Andermatt-Bio-control AG). Man nutzt es zur biologischen Bekämpfung des Kartoffelkäfers an Kartoffeln und Auberginen.
Nachdem die Larven das Mittel aufgenommen haben, stellen sie innert 3 bis 5 Tagen ihren Frass ein und sterben ab. Novodor wirkt am besten im jungen Larvenstadium. Wenns regnet, kurz nachdem Sie gespritzt haben - oder wenn eine kühle Periode folgt -, müssen Sie die Pflanzen noch einmal spritzen.
Meine Himbeeren (Blissy) stehen gut im Kraut. Die Blattfarbe ist auch in Ordnung - nur wollen meine Blissy nicht wachsen: Mit 30 bis 50 cm Länge bleiben sie Zwerge. Was fehlt ihnen?
Hermann Weber, St.Gallen
Meister: Blissy ist zwar eine relativ niedrige Sorte, aber Ihre Himbeeren sind tatsächlich zu kurz gewachsen.
Die möglichen Ursachen - und Tipps, was sie dagegen tun können:
- Stickstoff-Mangel: Himbeeren sind sehr nährstoffbedürftig. Geben Sie den Pflanzen im Frühling Kompost - eine ca. 2 bis 3 cm dicke Schicht auftragen - und regelmässig Stickstoff (handelsüblicher Beerendünger), das behebt den Mangel.
- Zu viele Ruten: Nicht mehr als etwa 12 Stück pro Laufmeter stehen lassen. Die übrigen herausschneiden, damit die Wuchskraft der Pflanze in die verbliebenen Ruten gelangt.
- Wassermangel: Himbeeren lieben feuchte Böden. Regelmässiges Giessen ist deshalb zwingend.
- Unkraut: Auf einem Band von 1 m Breite entlang der Blissy das Unkraut entfernen: Es entzieht den Beeren alle Nährstoffe.
Vor 30 Jahren haben wir zwei Tannen gepflanzt. Die beiden Bäume sind heute rund 8 Meter hoch. Seit letztem Herbst ist der eine Baum auf den obersten 2 Metern dürr. Was fehlt ihm? Wie können wir ihn retten?
Erwin Angehrn, Oberdorf
Meister: Aus Distanz ist es schwierig, eine Krankheitsdiagnose zu stellen, weil bei Schädlingen und Krankheiten alle Umweltfaktoren (Standort, Bodenbeschaffenheit usw.) eine Rolle spielen.
Ich vermute, dass der Borkenkäfer die Ursache des dürren Baumwipfels ist. In den letzten Jahren gab es jeweils sehr lange Trockenperioden, was den Befall der Pflanzen durch den Käfer gefördert hat.
Kontaktieren Sie Ihren Gemeinde-Förster. Falls sich mein Verdacht erhärtet, kann er Ihnen eine Borkenkäferfalle aufstellen.
Sie Fragen, wir Antworten
Haben Sie Fragen rund um den Garten oder zu den Pflanzen auf Ihrem Balkon oder in Ihrer Wohnung? Oder haben Sie eigene Anregungen? Dann wenden Sie sich schriftlich an:
Redaktion «Haus & Garten», «Kummerkasten», Postfach 431, 8024 Zürich, redaktion@hausundgarten.ch (bitte Absender angeben)