Die Leserbriefspalten in K-Tipp und «Saldo» machen es deutlich: Der Ärger über die fürstlichen Saläre der Chefs von Betrieben, die ganz oder mehrheitlich dem Bund gehören, ist riesig.

Deren Gehälter lagen nicht immer in solch schwindelerregenden Hö­hen. 1996 etwa verdiente der damalige SBB-Direktionspräsident Benedikt Weibel erst gut 300 000 Franken.   

Doch 15 Jahre später erhielt SBB-Konzernchef Andreas Meyer mit 1 030 207 Franken fast dreieinhalbmal so viel. Die Löhne von Kondukteuren, Schalterpersonal und Gleismonteuren dagegen wuchsen im gleichen Zeitraum nur um rund 9 Prozent (siehe Tabelle). Dieser bescheidene Anstieg vermochte nicht einmal die Teuerung von 12,5 Prozent auszugleichen.


15 Prozent mehr für normales Personal

Ähnlich ist das Bild bei Post und Swisscom: Zwar waren zu den Löhnen des gewöhnlichen PTT-Personals von 1996 keine gesicherten Zahlen mehr zu finden. Nimmt man aber an, dass diese zwischen 1996 und 2001 wie bei den SBB nicht nennenswert zulegten, dann wuchsen die Gehälter in den letzten 15 Jahren zum Beispiel bei den technischen Assistenten der Swisscom um rund 15 Prozent (2011: 74 750 Franken).


Weibel: Hohes Gehalt «unangenehm»

Ebenfalls 15 Prozent ­waren es bei den Brief­trägern. Laut Gewerkschaft Syndicom verdienten sie 2011 in der Kategorie «bei guter Leistung ohne nutzbare Erfahrung» 59 771 Franken. Postautochauffeure und Schalterpersonal mussten sich mit ­einem Anstieg um knapp 6 Prozent auf 65 673 Franken begnügen.

Ganz anders die Chefs: Post-Chef Jürg Bucher kassierte im Jahr 2011 mit 924 501 Franken rund 186 Prozent und Swisscom-CEO Carsten Schloter mit 1 570 000 Franken gar 385 Prozent mehr als der frühere PTT-Direktionspräsident Dieter Syz im Jahr 1996. Dieser gab sich damals mit einem Jahresgehalt von 323 438 Franken ­zufrieden.

Die Verwaltungsratspräsidenten von Post und SBB, Gerhard Fischer und Thierry Lalive d’Epinay, versuchten bereits 2001 gar nicht erst, die hohen Saläre der ­Konzernchefs mit höheren Anforderungen zu begründen. Damals war bekannt geworden, mit welch saftigen Lohnerhöhungen sie ihre Konzernleiter Ulrich Gygi (Post) und Benedikt Weibel (SBB) nach der Reorganisation beglückt hatten. Fischer und Lalive d’Epinay argumentierten simpel mit der «Markt­situation» und behaup­teten, ohne die neuen ­Riesenlöhne liessen sich Topleute nicht halten oder ­finden.

Zumindest im Fall von Weibel lagen sie wohl falsch: Der SP-Mann an der SBB-Spitze, der ab 2001 plötzlich einen maximalen Jahreslohn (inkl. Bonus) von 720 000 Franken erhalten sollte, verzichtete freiwillig auf 120 000 Franken, reduzierte sein Maximalsalär also auf 600 000 Franken. Er selber hätte nie mehr Lohn verlangt, sagte Weibel der Presse, das hohe Gehalt sei ihm «extrem unangenehm».


«So hohe Saläre sind krank»

Gewissensbisse dieser Art sind bei den heutigen Chefs der bundeseigenen Betriebe nicht auszumachen. Erzürnte Stimmen in der Bevölkerung dafür umso mehr.

Ein Beispiel: «So hohe Saläre sind krank und eine Ohrfeige für jeden anständigen Lohnempfänger. Es ist nicht möglich, so exorbitante Summen im Wortsinne zu ‹verdienen›», schrieb ein Leser dem K-Tipp, nachdem er die Sonderbeilage zur Lancierung der Volksinitiative «Pro Service public» ge­lesen hatte (siehe K-Tipp 5/12).

Er ist nicht der Einzige, der so denkt.


Unterschriftenbogen: Bestellen oder herunterladen


Mit der Volksinitiative «Pro Service public» wollen ­der K-Tipp und «Saldo» dafür sorgen, dass Bundes­betriebe wie SBB, Post und Swisscom nicht Gewinn erwirtschaften, sondern den Bürgern einen guten und bezahlbaren Service bieten.

Unterschriftenbogen können Sie bestellen: K-Tipp, «Pro Service public», Postfach 431, 8024 Zürich, oder Tel. 044 266 17 17.

Die Bogen lassen sich auch unter www.proservicepublic.ch herunterladen (in der rechten Spalte «Unterschriftenbogen» anklicken) und ausdrucken.

Wichtig: Auf einem Bogen dürfen sich nur Stimm­berechtigte eintragen, die in derselben politischen ­Gemeinde stimmberechtigt sind. Senden Sie auch nicht voll ausgefüllte Listen ein!