Post und Swisscom sind seit Jahren Goldesel. Allein 2010 schrieb die Post einen Gewinn von 910 Millionen Franken. Swisscom schloss gar mit einem Plus von 1,79 Milliarden (siehe Tabelle). Letztes Jahr musste sich der Telecomriese zwar wegen seines Auslandabenteuers mit der italienischen Tochter Fastweb rund 1,2 Milliarden ans Bein streichen (siehe Kasten) – in der Kasse verlieb dennoch ein Überschuss von stattlichen 694 Millionen Franken.

Auch die Zahlen der SBB lassen sich sehen. Zumindest, was den Personenverkehr betrifft. In diesem Segment fuhren die Bundesbahnen in den fünf Jahren von 2006 bis 2010 insgesamt knapp 1,24 Milliarden Franken Gewinn ein.

Da stellt sich die Frage: Wieso wird das Zugfahren trotzdem immer teurer? Weshalb schlägt die Post so häufig auf? Und warum senkt Swisscom nicht endlich z.B. die überhöhten Handy-Gebühren fürs Telefonieren im Ausland auf EU-Niveau?

Antwort: Weil die Bundesbetriebe mit ihrem Geld eben noch manch anderes als nur den Service public im Sinn haben. So fliessen riesige Summen etwa in die Sanierung der Pensionskassen und in die Reserven. Aber auch in die Bundeskasse. Sowie in waghalsige Auslandbeteiligungen. Und in fürstliche Kaderlöhne.

Swisscom-Chef Carsten Schloter etwa wurde 2010 mit fast 1,9 Millionen Franken beglückt. Der Geldsegen setzte sich zusammen aus dem Fixlohn von 770 000 Franken, dem variablen Erfolgsanteil von 707 000 Franken sowie ­aktienbasierten Entschä­digungen, Altersvorsorge- und Sachleistungen von 422 000 Franken.

Ähnlich das Bild bei den SBB und der Post: Der höchste Bähnler, Andreas Meyer, durfte sich 2010 über 956 957 Franken freuen, dem Oberhaupt des gelben Riesen, Jürg Bucher, flossen 903 384 Franken zu. Nur knapp 100 000 Franken weniger erhielt Lukas Braunschweiler, Geschäftsführer der bundeseigenen Rüstungsschmiede Ruag.

Bei Swisscom, SBB, Post und Ruag kassierten übrigens die anderen Geschäftsleitungsmitglieder im Schnitt ebenfalls mehr als ein Bundesrat. Dasselbe gilt zudem – hochgerechnet auf ein 100-Prozent-Pensum – für die Verwaltungsratspräsidenten von Swisscom, Post und der Flugsicherung Skyguide.   

Solch üppige Saläre für die Chefs von Unternehmen, bei denen der Bund Allein- oder Mehrheitseigner ist, lösen in breiten Teilen der Bevölkerung Kopfschütteln aus. Das zeigt die repräsentative Umfrage des K-Tipp (siehe Grafik): Die Frage «Finden Sie es richtig, dass die Chefs von SBB und Post zum Teil mehr als das Doppelte ­eines Bundesrats verdienen?» beantworten über drei Viertel klipp und klar mit «Nein».

Doch die Kritisierten erschütterts nicht. Die Finanzkommission des Bundes habe die Entschädigungen an die Mitglieder der Konzernleitung als angemessen beurteilt, heisst es bei der Post. Beim Salär von Jürg Bucher sei zu berücksichtigen, dass dieser eine Doppelfunktion als Konzernleiter und Leiter Postfinance innehabe.

Die SBB verweisen auf die «grossen Anforderungen» an die Führungspersonen, deren Saläre sich im Übrigen «teilweise unter dem Markt» befänden. Und Swisscom argumentiert, man stehe als bör­senkotiertes Unternehmen auch mit internationalen Firmen im Wettbewerb um Arbeitskräfte.

Schon vor eineinhalb Jahren hat es ein K-Tipp-Leser aus Adliswil ZH treffend formuliert: «Die hohen Löhne der Bosse stören mich enorm. Da regen wir uns ständig – und zu Recht – über die Ab­zockerei bei den Banken auf, lassen aber Ähnliches bei Bundesbetrieben zu.» Die Initiative Pro Service public will dies verhindern.


Schweizer Kunden zahlen für teure Auslandabenteuer

Rund 7 Milliarden Franken blätterte Swisscom 2007 für die Übernahme der ita­lienischen Telecomfirma Fastweb hin. Der Kauf wird immer mehr zum grossen Flop. Vor­läufiger Tiefpunkt: der Milliarden-Abschreiber vom letzten Dezember, der den Reingewinn von Swisscom um rund 1,2 Milliarden Franken schmälerte.

Die Fastweb-Geschichte reiht sich lückenlos in eine lange Reihe von Auslandabenteuern ein, mit denen Swisscom unter dem Strich mehrere Milliarden in den Sand setzte:

  • Beteiligungen in Malaysia und Indien brockten dem Konzern schon in den 1990er-Jahren zwei- bis dreistellige Millionenverluste ein.
  • Ähnlich erfolglos ver­liefen Engagements in Tschechien und Österreich.
  • Gar als Debakel endete der Kauf der deutschen Mobilfunkgesellschaft Debitel, die 2004 mit einem Verlust von über 3 Milliarden Franken abgestossen wurde.


Besonders ärgerlich: «Letztendlich sind es die Schweizer Kunden, die mit überhöhten Gebühren im Inland die erfolglosen Auslandabenteuer von Swisscom finanzieren», so der Luzerner FDP-Ständerat Georges Theiler Ende letzten Jahres in der «Handelszeitung».

Auch die Post missbraucht Gewinne aus dem Inlandgeschäft für teure Auslandengagements. Ende 2010 war sie an 68 Gesellschaften in 16 Ländern beteiligt. Bereits 2009 hat die Zeitschrift «Saldo» anhand der Vorjahreszahlen ausgerechnet, dass die Post im Ausland durchschnittlich eine operative Marge von nur 2 Prozent erzielte – in der Schweiz waren es 11 Prozent.

Post und Swisscom lässt das alles kalt. «Wir erwarten, dass Fastweb zu einer Wachstumsdynamik zurückkehrt», heisst es bei Swisscom, zudem habe man Beteiligungen auch schon mit Gewinn veräussert. Und die Post sagt, sie wolle mit ihrem Auslandengagement ihren Heimmarkt gegen die ­internationale Konkurrenz verteidigen.