Wenn das so weitergehe, komme halt in Zukunft vermehrt wieder das Auto zum Zug: So tönt es in letzter Zeit immer wieder in den Leserbriefspalten. Man kann es den Schreibern nicht verübeln. Bahn- und Busfahren wird langsam, aber sicher zum Luxus.

Denn Jahr für Jahr erhöhen die Unternehmen des öffentlichen Verkehrs ihre Tarife. Letztes Jahr waren es die Preise für 1.-Klass-Billette und -Tageskarten, einen grossen Teil der GA und das Gleis 7. Dieses Jahr werden es die Einzelbillette, die Halbtaxabos, die GA und die Tageskarten sein.

Für diese Aufschläge gibt es keinen Grund. Seit April 2009, also seit bald drei Jahren, ist die Teuerung in der Schweiz nämlich rückläufig.

Das heisst: Das Bahn- und Busfahren müsste an sich günstiger werden und nicht teurer. Und Jahr für Jahr schreiben die SBB im Personenverkehr Millionengewinne (siehe auch Seite 4).

SBB-Sprecher Christian Ginsig entgegnet: «Die Unterhaltskosten steigen. Die Pflege des Netzes kostet jährlich mehrere Hundert Millionen Franken. Ohne diesen Unterhalt würde die Zuverlässigkeit abnehmen.» Zudem brauchten die SBB leistungsfähigeres Rollmaterial, «damit der prognostizierte Nachfragezuwachs aufgefangen werden» könne.

Klingt alles ein bisschen so, als hätten die SBB zu wenig Rückstellungen gemacht. Dabei waren sie in den letzten Jahren durchaus sparsam. Jedenfalls beim Personal. Die Zahl der Vollzeitstellen reduzierten die SBB innert zehn Jahren um über 7 Prozent, den Verkehrserlös steigerten sie gleichzeitig um 24 Prozent. Mit anderen Worten: Immer weniger Angestellte müssen immer mehr leisten. Das bekommen auch die Passagiere zu spüren.

  • Die Sauberkeit in den Zügen hat in den letzten Jahren gelitten, weil das Putzpersonal abgebaut wurde.
  • Sogar in den Zügen des Fernverkehrs haben die SBB den Billettverkauf ­abgeschafft.
  • Die Schalterzeiten werden eingeschränkt. Motto: morgens später öffnen, abends früher schliessen.
  • Es sind so wenige Schalter besetzt, dass es den Kunden verleidet. Sie gehen wohl oder übel an den Automaten. Oder ins ­Internet.
  • Von 750 Bahnhöfen sind nur noch 200 mit SBB-Personal besetzt. Beratung? Fehlanzeige!