Auf Ebay bei einem deutschen Verkäufer ein Schnäppchen ersteigert? Wie aber das Geld überweisen, wenn die Zahlung per Kreditkarte nicht möglich ist? Bis im Januar mussten Schweizer für Überweisungen ins Ausland hohe Kosten tragen. 25 Franken hatten sie bei Übernahme der gesamten Transferkosten bei den meisten Banken zu entrichten.
Mit dem Versprechen «Einfacher, günstiger und schneller» führte die EU den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum ein, die Single Euro Payments Area, kurz Sepa. Zum Sepa-Raum gehören die EU-Länder sowie Norwegen, Liechtenstein, Island und die Schweiz. Basis dafür sind neue gemeinsame Standards, die International Bank Account Number (Iban) sowie der Bank Identifier Code (Bic). Standardisierte Zahlungsaufträge lassen sich automatisch verarbeiten, egal ob Euro-Beträge von Bern nach Brüssel oder von St.Gallen nach Konstanz fliessen – oder umgekehrt.
Das Geld sollte neu auch rascher und kostengünstiger überwiesen werden: Euro-Zahlungen innerhalb der Sepa-Staaten sollen spätestens nach drei Bankwerktagen auf dem Empfängerkonto eintreffen. Die meisten hiesigen Banken haben in den letzten Monaten ihre Gebühren für Überweisungen in Sepa-Länder massiv reduziert.
UBS: Von 25 Franken auf 30 Rappen pro Überweisung
Bei der UBS beispielsweise kostete eine Euro-Auslandüberweisung bislang 5 Franken. Wollte der Auftraggeber verhindern, dass der Empfänger happige Abzüge vom überwiesenen Betrag zu tragen hatte, musste er bei der UBS zusätzlich 20 Franken Pauschalspesen zahlen, total also 25 Franken für eine einzige Überweisung. Neu verlangt die UBS dafür noch 30 Rappen. Zudem ist aufgrund der Sepa-Richtlinien gesichert, dass dem Empfängerkonto der volle Betrag gutgeschrieben wird. Allerdings können dort je nach Bank auch noch Gebühren belastet werden.
Postfinance und Zürcher Kantonalbank führen elektronisch aufgegebene Sepa-Zahlungen sogar gratis aus. Credit Suisse, Raiffeisen und die Clientis-Banken haben ihre Gebühren auf 2 Franken gesenkt, die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) auf 1 Franken.
Die Migros Bank hingegen hält an ihrer bisherigen Gebühr von 5 Franken fest. Eine Senkung sei in Prüfung, versichert Sprecher Albert Steck. Noch keine Sepa-Überweisungen sind bei Bank Coop möglich. Die Einführung ist auf Frühling 2009 geplant.
Teurer wird es für die grosse Mehrheit der Bankkunden, die kein E-Banking nutzen: Sepa-Zahlungen per Papier-Zahlungsauftrag kosten zwischen 5 und 10 Franken. Bei einzelnen Banken ist dies gar nicht möglich (UBS, ZKB, BLKB, Bank Coop). So muss – wie bisher – ein nicht Sepa-konformer Zahlungsauftrag auf Papier berappt werden.
Strafgebühren bei vergessenen und unkorrekten Angaben
Wer das neue Sepa-Zahlungssystem nutzen will, muss genau aufpassen, sonst zahlt er zu viel. Zwei saldo-Leser berichten, dass ihnen die Migros Bank für Sepa-Überweisungen 25 statt 5 Franken belastet hat. Besonders ärgerlich: Im einen Fall belief sich der transferierte Betrag lediglich auf etwa 30 Franken.
Migros-Sprecher Steck vermutet, dass die beiden Kunden bei der Online-Auftragserteilung den Punkt «Spesen zu Lasten des Auftraggebers» angeklickt haben. Damit haben sie Sepa-Richtlinien verletzt, denn diese verlangen zwingend eine «Gebührenteilung».
Weitere Fallstricke lauern, wenn jemand eine hohe Dringlichkeit wählt. In einem solchen Fall wird die Überweisung als teurere, nicht Sepa-konforme Auslandzahlung behandelt und ein Expresszuschlag erhoben.
Eine Art Strafgebühr droht Bankkunden, die bei einer Sepa-Zahlung Angaben wie Iban oder Bic vergessen oder nicht korrekt angeben. Volle 12 Franken verlangt etwa die BLKB dafür, die richtigen Nummern herauszusuchen. Nachsichtig zeigt sich die ZKB, die diesen Mehraufwand nicht verrechnet.
ZKB, Credit Suisse: Keine Zusatzkosten bei Banken ohne Sepa
Während in der Schweiz die meisten Banken Sepa angeschlossen sind, stehen im übrigen Europa viele Finanzinstitute abseits. Bernhard Wenger, Sprecher Six Interbank Clearing, schätzt deren Zahl auf rund die Hälfte. Bankkunden müssen vorläufig nicht selbst abklären, ob die Empfängerbank sepatauglich ist. Die ZKB etwa übernimmt allfällige Zusatzkosten, wenn die Empfängerbank das Zahlungssystem nicht kennt. Auch die Credit Suisse sagt, sie sei bei nicht sepatauglichen Empfängerbanken kulant.
Mit der Sepa-Zahlung werden auch Name, Adresse und Kontonummer des Auftraggebers ins Ausland weitergegeben. Dort schützt das Schweizer Bankgeheimnis die Daten nicht mehr. Sie können in Länder und zu Institutionen gelangen, die mit der Transaktion nichts zu tun haben. Alternative: Das Bargeld am nächsten Postschalter via Giro international überweisen. Das kostet allerdings Gebühren von 12 Franken.
Online-Wechselstube: Geld günstig überweisen
Nicht nur Gebühren und Spesen verteuern eine Auslandüberweisung, sondern auch der Wechselkurs. Sehr günstige Kurse bietet der Finanzdienstleister Wechselstube.ch an. Wer bei der Online-Wechselstube am 30. Oktober mit Schweizer Franken beispielsweise 1000 Euro kaufte, sparte gegenüber dem von den Banken auf Teletext publizierten Wechselkurs Fr. 8.10.
Sepa-fähige Transaktionen führt die Internet-Wechselstube gratis aus. Überweisungen an ausländische Institute, die dem System nicht angeschlossen sind, kosten bei Beträgen bis zu 5000 Franken 2 Franken, darüber hinaus entfällt die Gebühr. Wechselstube.ch richtet sich vor allem an kleine und mittlere Unternehmen, aber auch an Privatkunden, die häufig Geld ins Ausland überweisen. Für die Anmeldung ist eine beglaubigte Passkopie erforderlich. Eine solche ist an jeder Poststelle für 20 Franken erhältlich.