Entwerter defekt – Kunden gebüsst

SBB-Schikane: Zwei Fahrgästen werden je 80 Franken Busse aufgebrummt. Sie hatten ihre Tickets handschriftlich entwertet, weil die Automaten defekt waren.

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K-Tipp 15/2007

18.09.2007

Susanne Rufer

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Der Billettentwerter auf dem Perron 1 beim Bahnhof Glanzenberg/ZH reagierte nicht. Ebensowenig jener gegenüber. K-Tipp-Leserin Rosmarie Flotron-Gehri aus Dietikon hatte keine Zeit mehr, zum Automaten beim Ausgang zu eilen. Also notierte sie das Datum mit Kugelschreiber auf der Mehrfahrtenkarte und stieg in den Zug ein.
Nichtsdestotrotz verpasste ihr die Kondukteurin eine Busse von 80 Franken wegen «Fahrens ohne gültigen Ausweis». Das Gleiche erlebte Agnes Strauss aus Rotkreuz ZG. Beide Frauen wehrten sich – ohne Erfolg.
Rosmarie Flotron verweist auf die Hinweise auf der Rückseite ihrer Fahrkarte. Dort heisst es: «Sind keine Entwerter vorhanden, ist der Geltungstag mit Kugelschreiber in einem freien Feld einzutragen. Wo Entwerter vorhanden sind, ist der handschriftliche Eintrag nicht gestattet.»
Zu diesem Hinweis liefern die SBB eine bizarre Interpretation. Laut Sprecher Roland Binz müssten alle Entwerter in Reichweite auf ihre Funktionstüchtigkeit abgeklappert werden – auch wenn die Zeit dränge.

Nur das Personal darf aufs Billett schreiben

«Es spielt keine Rolle, warum jemand nicht in der Lage ist, seine Karte zu entwerten», sagt Binz. Zu spät dran sein gelte nicht.
Und: Wenn tatsächlich alle Entwerter funktionsuntüchtig seien, dürfe nur das Personal den Eintrag handschriftlich vornehmen. Nur: Das steht so nirgends.
Die beiden Bahnkundinnen fühlen sich schikaniert. Zumal das Personal die Handeinträge bislang anstandslos akzeptiert hatte. «Niemand hat mir je gesagt, dass dies nicht gestattet sei», kritisiert Flotron.
Ein schwacher Trost und vielleicht auch ein Eingeständnis der SBB, dass der Hinweis auf den Tickets sehr wohl irreführend ist: Die Bussen wurden nachträglich halbiert.

Ungerechtfertigte Bussen: So wehren Sie sich

Fahrgäste, die mit einer Busse nicht einverstanden sind, können sich wehren. Unterschreiben Sie in solchen Fällen nie ein Formular im Zug – das ist ein Schuldbekenntnis. Schicken Sie den SBB einen eingeschriebenen Brief und begründen Sie darin, warum Sie den Zuschlag nicht bezahlen. Fordern Sie eine Antwort.
Übrigens: In Zügen mit Selbstkontrolle muss man den Zuschlag nicht bar zahlen. 40 Franken «Bearbeitungsgebühr» gibts erst bei einer Mahnung. Im Fernverkehr kann man beim Kondukteur ein Ticket lösen (Zuschlag Fr. 5.–). Wer nicht bar zahlt, legt 30 Franken Zuschlag drauf.

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