Variable Hypothek wieder gefragt
Im aktuellen Zinsumfeld ist die variable Hypothek wieder ein interessantes Finanzierungsinstrument. Sie ist auch wegen ihrer Flexibilität besser als ihr Ruf.
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K-Geld 3/2007
30.05.2007
Jürg Zulliger
Die variable Hypothek ist oft totgesagt worden. Die UBS hat sie in den 90er-Jahren aus dem Angebot gestrichen.
Die Hypothek mit variablem Zins ist in Verruf geraten, weil die Preisfestsetzung der Banken intransparent und so für Aussenstehende oft kaum nachvollziehbar ist. Zudem war die variable Hypothek längere Zeit schlicht zu teuer. Sogenannte Geldmarkt- oder Liborhypotheken gab es während Jahren erheblich günstiger.
Doch das Blatt hat sich gewendet: Liborhypotheken sind jetzt ...
Die variable Hypothek ist oft totgesagt worden. Die UBS hat sie in den 90er-Jahren aus dem Angebot gestrichen.
Die Hypothek mit variablem Zins ist in Verruf geraten, weil die Preisfestsetzung der Banken intransparent und so für Aussenstehende oft kaum nachvollziehbar ist. Zudem war die variable Hypothek längere Zeit schlicht zu teuer. Sogenannte Geldmarkt- oder Liborhypotheken gab es während Jahren erheblich günstiger.
Doch das Blatt hat sich gewendet: Liborhypotheken sind jetzt teurer als die variablen. Auch eine fünfjährige Festhypothek kostet mit aktuell rund 4 Prozent rund 1 Prozent mehr als eine variable Hypothek (siehe Grafik).
Diverse Anbieter wie die Kantonalbanken, Raiffeisen und Credit Suisse stellen denn auch eine deutlich gestiegene Nachfrage nach variablen Hypotheken fest.
Die Banken passen die variablen Zinssätze meist nur mit Verzögerung den Verhältnissen auf dem Geld- und Kapitalmarkt an. Es gibt deshalb immer wieder Phasen, in denen die Variablen attraktiv sind.
Die jetzigen Umstände gleichen jenen im Jahr 2000: Der Sechsmonatslibor kletterte damals auf 5,5 Prozent, während der Zins der variablen Hypotheken maximal 4,5 Prozent betrug.
«Meist sind variable Hypotheken nur vorübergehend attraktiv», sagt Adrian Wenger, Hypothekenspezialist beim VZ Vermögenszentrum. Bei anhaltendem Wirtschaftswachstum dürfte die Nationalbank die Zinsen weiter erhöhen. Und dann würden die Banken früher oder später auch die variablen Zinssätze anheben.
Ob Zinsen steigen oder stagnieren - das Risiko bleibt
Noch halten sich viele Banken zurück, weil sie bei einer Zinserhöhung auch die Zinsen von Sparguthaben anpassen müssten. Das käme sie teuer zu stehen.
Viele Beobachter rechnen mit stagnierenden oder höchstens leicht steigenden Zinsen bis Ende Jahr. Eigenheimbesitzer, die eine variable Hypothek wählen, haben aber so oder so ein Zinsrisiko.
Wer in erster Linie auf Budgetsicherheit angewiesen ist, sollte sich deshalb für Festhypotheken entscheiden. Wer aber finanziell etwas Spielraum hat, kann durchaus auf variable Hypotheken setzen und gewissermassen in Warteposition gehen. «Mit variablen und kurzfristigen Liborhypotheken bewahrt sich der Schuldner Flexibilität - etwa für den Fall, dass die Zinsen plötzlich sinken», sagt Wenger.
Einfacher Ausstieg dank kurzer Kündigungsfrist
Variable Hypotheken sind meist auf drei oder sechs Monate kündbar. Im Fall von Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Wohnortwechsel zum Beispiel ist ein Ausstieg aus dem Kreditvertrag sehr viel einfacher als bei Festhypotheken.
Mit Fest- oder Liborhypotheken bleibt der Kunde an die vertraglich vereinbarte Laufzeit gebunden. Ausserordentliche Kündigungen sind oft nur gegen hohe Ausstiegsgebühren möglich.
Und noch ein weiteres Argument spricht für variable Finanzierungen: Der Kunde kann jederzeit ausserordentliche Amortisationen leisten. Dies kann zum Beispiel dann sinnvoll sein, wenn er geerbt oder eine Lohnerhöhung erhalten hat. Oder weil es im Umfeld hoher Zinsen ratsam ist, die Schulden zu reduzieren.
Hinzu kommt der einfache Wechsel in andere Hypothekarmodelle: Wer bei seiner Hausbank bleibt, kann meist ohne Einhalten einer Kündigungsfrist aus der variablen Finanzierung aussteigen und stattdessen eine Festhypothek abschliessen.
Günstig über zehn Jahre
Variable Hypotheken waren in den zwölf Zehnjahresperioden zwischen 1986 und 2006 in sechs Fällen am günstigsten (siehe K-Geld 1/2007).
Von 1986 bis 1995 zum Beispiel war eine variable 400 000-Franken-Hypothek insgesamt rund 76 000 Franken günstiger als zwei fünfjährige Festhypotheken.
Seit Anfang der 90erJahre waren Liborhypotheken am attraktivsten.
Variable Hypotheken waren in fast allen Zehnjahresvergleichen aber immer noch mehrere 10 000 Franken günstiger als zwei fünfjährige Festhypotheken.