Zu viel Dünger ist Mist
Fast alle Böden von Freizeitgärten sind überdüngt. Eine einfache Bodenanalyse kann den Nährstoffgehalt feststellen - und hilft, Dünger zu sparen.
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Haus & Garten 3/2006
28.06.2006
OTTO HOSTETTLER
Die rund 50 000 Hektaren Freizeitgärten in der Schweiz - eine Fläche von umgerechnet rund 3000 mittelgrossen Bauernhöfen - sind mehrheitlich überdüngt. Die Böden - biologisch oder konventionell bewirtschaftet - sind mit Kalium, Magnesium und insbesondere mit Phosphor überversorgt. Zudem weisen Böden von Freizeitgärtnern nicht nur teils stark erhöhte Schwermetallwerte auf, sondern einen für das Pflanzenwachstum schlechten Bodenwert (pH-Wert). Bei einem tiefen pH-Wert spricht man von sa...
Die rund 50 000 Hektaren Freizeitgärten in der Schweiz - eine Fläche von umgerechnet rund 3000 mittelgrossen Bauernhöfen - sind mehrheitlich überdüngt. Die Böden - biologisch oder konventionell bewirtschaftet - sind mit Kalium, Magnesium und insbesondere mit Phosphor überversorgt. Zudem weisen Böden von Freizeitgärtnern nicht nur teils stark erhöhte Schwermetallwerte auf, sondern einen für das Pflanzenwachstum schlechten Bodenwert (pH-Wert). Bei einem tiefen pH-Wert spricht man von sauren Böden, bei hohen Werten sind Böden alkalisch. In beiden Fällen sind Nährstoffe für die Pflanzen nicht mehr ausreichend verfügbar.
«Für die nächsten 20 Jahre genug Phosphor im Boden»
Trotzdem tragen Hobbygärtner in der Regel zu viel Granulat-, Pulver- oder Flüssigdünger (Mineraldünger) aus. Ähnlich beim organischen Dünger: Zu oft landet zu viel Kompost oder Mist auf einer zu kleinen Gartenfläche. Weil sich aber in Tiermist und Kompost Phosphor ansammelt und so wieder aufs Gartenbeet zurückgelangt und weil die Pflanzen von diesem Stoff nur wenig verbrauchen, steigt der Gehalt unvermindert. Hans Peter Althaus, Gartenberater von Bioterra: «Die meisten Gartenböden haben für die nächsten 20 Jahre genug Phosphor-Vorrat.»
Zu viel gedüngt wird oft aus Unwissenheit. Walter Schaffner, Präsident des Schweizer Familiengärtner-Verbandes: «Viele Familiengärtner haben Mühe, den Nährstoffbedarf der einzelnen Kulturen einzuschätzen.» Oft wissen Hobbygärtner nicht, wie Kompost und Düngemittel richtig eingesetzt werden. Schaffners Verband lanciert deshalb immer wieder Aktionen, damit die Mitglieder ihren Boden hinsichtlich der Nährstoffe untersuchen lassen können.
Auch günstige Analysen liefern gute Resultate
Tatsächlich kann eine Bodenanalyse Hobbygärtnern wichtige Hinweise über den Vorrat an Nährstoffen geben. Einfache Analysen sind bereits ab 15 Franken erhältlich. Diese liefern Informationen über den pH-Wert, den Phosphor-, Kalium- und Humusgehalt und geben gleichzeitig auch eine Düngerempfehlung ab. Inzwischen bieten neben mehreren Düngerproduzenten auch grosse Gartenzentren solche Tests an.
Doch was taugen diese Analysen? Laut Hans Grob von Grün Stadt Zürich, der für die Zeitschrift «Natürlich» sechs Bodenlabors unter die Lupe nahm, sind preisgünstige Analysen durchaus in Ordnung. Die Resultate bei den Erdproben waren ähnlich. Und alle Labors erkannten, dass der untersuchte Boden überdüngt war.
Bioterra-Gartenberater Althaus empfiehlt, alle paar Jahre den Boden zu analysieren*. Allerdings sieht er noch andere Ursachen für die Tatsache, dass viele Freizeitgärtner zu schnell zum Dünger greifen. So würden Pflanzen oft in zu geringem Abstand gepflanzt und behindern sich deshalb gegenseitig im Wachstum. Oder sie seien zu früh gepflanzt worden und das Wachstum habe noch gar nicht eingesetzt. In diesen Fällen bringe Dünger aber nichts.
* Laboradressen für Schadstoffanalysen in Böden: www.reckenholz.ch
(->Publikationen -> Laborlisten), Bioterra-Gartentelefon (gratis) 044 454 48 47 (Mo u. Do 16-18 Uhr).
Kompost: als Dünger meist ausreichend
Zu starkes Düngen belastet den Boden. Phosphor und Schwermetalle (Blei, Cadmium, Kupfer und Zink) bauen sich nur schlecht ab. All diese Stoffe gelangen durch Luftverschmutzung und unsachgemässes Düngen in den Boden. Die Schwermetalle reichern sich im Boden an, schädigen die Bodenorganismen und hemmen so Humusbildung und Pflanzenwachstum. Über Früchte und Gemüse können sie in die Nahrungskette gelangen.
In den meisten Fällen reicht zum Düngen des Gartens etwas Kompost. Dieser wird in unterschiedlichen Verrottungsstadien von den Kompostierwerken vieler Gemeinden und Städte - teils gratis - abgegeben.
Tipps
- Kompost auf der gesamten Gartenfläche verteilen
- Für Pflanzen mit sehr hohem Nährstoffbedarf - z. B. Tomaten, Zucchetti - reichen 4 Liter pro Quadratmeter (entspricht einer Bedeckung von 4 mm!)
- Hühnermist ist stark phosphorhaltig - daher ungeeignet
- Pferde- und Kaninchenmist mit Mass verwenden, wenn möglich mit Nachbarn teilen
- Holzasche aus Cheminée und Grill enthält Schwermetalle und gehört in den Kehricht
- Kulturen mit hohem Nährstoffbedarf (z. B. Kohlarten, Sellerie, Kartoffeln, Tomaten) können auch mit wenig Hornmehl im Wachstum gefördert werden
Informationen
- Forschungsinstitut für biologischen Landbau, 5070 Frick, www.fbl.ch
- «Natur erleben rund ums Haus», Begleitbroschüre zum Gartenlehrpfad, Bundesamt für Umwelt, www.umwelt-schweiz.ch
- «Kompost im Hobby-Garten», Entsorgung + Recycling Zürich
Mehr zum Thema Kompost auf Seite 78
Nährstoffe, Dünger - und was sie bewirken
Die wichtigsten Nährstoffe für den Gartenboden sind Stickstoff, Phosphor, Kalium sowie Magnesium und Spurennährstoffe. Stickstoff fördert das Wachstum und die Blattbildung, Phosphor die Blüten- und Fruchtbildung, Kalium die Holzbildung und Magnesium die Nährstoffaufnahme.
Anorganischer Dünger enthält Salze und wird meist synthetisch hergestellt. Dieser Mineraldünger ist leicht löslich und kann von den Pflanzen sofort aufgenommen werden.
Bei organischen Düngern sind die Elemente an Kohlenstoff gebunden und meist tierischen oder pflanzlichen Ursprungs. Organische Dünger sind z. B. Kompost, Mist und Hornspäne (Hornmehl). Sie werden im Boden von Mikroorganismen mineralisiert, bevor sie von den Pflanzen aufgenommen werden. Organischer Dünger wirkt langfristig. Zudem wird er weniger schnell ausgewaschen als anorganischer Dünger.
Für die Pflanzen ist ein pH-Wert von 6,0 bis 7,5 optimal. In diesem Bereich können die Pflanzen die Nährstoffe gut aufnehmen, Schwermetalle hingegen schlecht.
Bei einem pH-Wert von unter 5,9 spricht man von einem sauren Boden, bei über 7,6 bezeichnet man den Boden als alkalisch.