Tamiflu gerät immer stärker ins Kreuzfeuer der Kritik. In Japan starben zwölf Kinder, nachdem sie das Grippemittel geschluckt hatten (Gesundheitstipp 12/05). Jetzt schlägt Rokuro Hama, Leiter eines unabhängigen japanischen Arzneimittelinstituts, Alarm: Tierversuche zeigen laut Hama, wie gefährlich Tamiflu ist. Laborratten verendeten, nachdem sie hohe Tamiflu-Dosen erhalten hatten. Die Ratten zeigten, so Hama, ähnliche Symptome wie die später verstorbenen Kinder.

Die Herstellerfirma Roche behauptet, die Kinder seien wegen ihres hohen Fiebers und wegen anderer Medikamente gestorben. Rokuro Hama widerlegt diese Behauptung mit Beispielen: «Ich kenne mehrere Patienten, die nur Tamiflu nahmen und auch kein hohes Fieber hatten», schreibt der Arzneimittelexperte.

Für Rokuro Hama ist klar: «Grippepatienten brauchen Tee und viel Schlaf - nicht Tamiflu.»


Vorbeugen mit Tamiflu: Davon halten Ärzte nichts

Doch Roche will den Markt des Grippemittels erweitern: Die Pharmafirma hat beantragt, dass in der Schweiz auch gesunde Kinder im Alter von einem bis zwölf Jahren Tamiflu einnehmen dürfen, um sich vor der Grippe zu schützen. Bisher verschreiben Ärzte das Medikament nur Kindern, die bereits an der Grippe erkrankt sind.

Aus diesem Grund hielten Schweizer Ärzte das Medikament für nutzlos. Denn Tamiflu ist nur wirksam, wenn man es kurz nach dem ersten Auftreten der Grippesymptome einnimmt. Doch die wenigsten Menschen rennen bei den ersten Anzeichen einer Erkältung zum Arzt.

«Zurzeit gibt es keine Hinweise für einen Zusammenhang zwischen Tamiflu und den Todesfällen», sagt Roche-Sprecherin Martina Rupp. «Roche hat die Resultate der von Rokuro Hama erwähnten Tierversuche an die Gesundheitsbehörden weitergeleitet», so Rupp weiter. «Gestützt auf diese Daten haben die Behörden empfohlen, Tamiflu nicht bei Säuglingen im Alter von unter einem Jahr zu verwenden.»

(ag)