Schlaffes aus der Powerflasche
Spezielle Getränke sollen den Durst beim Sport besonders gut löschen. Doch ein Test zeigt: Nur wenige der bunten Drinks machen Sportler wieder fit.
Inhalt
Gesundheitstipp 9/2005
31.08.2005
Sonja Marti - sonja.marti@gesundheitstipp.ch
Beim Triathlon läuft der Schweiss. Der 38-jährige Dani Schmuki aus Bern greift deshalb bei den Verpflegungsstationen gerne zu den angebotenen isotonischen Getränken. «Ich brauche sie vor allem beim Velofahren.»
Isotonische Getränke sollen den Flüssigkeits- und Salzverlust beim Sport ausgleichen und Energie liefern. Die Auswahl ist gross. Allerdings eignet sich nicht jedes Getränk gleich gut, sagt Ernährungswissenschaftler Uwe Schröder vom deutschen Institut für Sportern...
Beim Triathlon läuft der Schweiss. Der 38-jährige Dani Schmuki aus Bern greift deshalb bei den Verpflegungsstationen gerne zu den angebotenen isotonischen Getränken. «Ich brauche sie vor allem beim Velofahren.»
Isotonische Getränke sollen den Flüssigkeits- und Salzverlust beim Sport ausgleichen und Energie liefern. Die Auswahl ist gross. Allerdings eignet sich nicht jedes Getränk gleich gut, sagt Ernährungswissenschaftler Uwe Schröder vom deutschen Institut für Sporternährung in Bad Nauheim. Ein ideales Sportgetränk sollte folgende Kriterien erfüllen:
- Es enthält 40 bis 80 Gramm Kohlenhydrate pro Liter. Das sorgt für Energie.
- Es liefert mindestens 200 Milligramm Natrium pro Liter. Das verbessert den Flüssigkeitstransport.
- Die Osmolalität des Getränks sollte isoton sein - das heisst etwa gleich konzentriert wie Blut. So kann der Körper die Flüssigkeit am schnellsten aufnehmen.
Ein Drittel enthielt zu viel oder zu wenig Kohlenhydrate
Der Gesundheitstipp hat zwölf Sportlergetränke im Labor auf den Gehalt an Kohlenhydraten und Natrium sowie auf die Osmolalität testen lassen. Das Resultat: Nur vier Produkte erfüllten alle drei Bedingungen: Isostar Fresh, Isostar Fast Hydration, Power Bar Lemon und Vittel Action. Bei vier weiteren Drinks war jeweils ein Wert abweichend. Bei den restlichen Testprodukten waren sogar zwei Kriterien nicht erfüllt.
Bei der Hälfte der Sportdrinks war die Osmolalität zu hoch. Werte über 340 Milliosmol pro Kilogramm Wasser (mOsm/kg) sind hyperton. Das heisst, die Getränke sind stärker konzentriert als das Blut. Damit der Körper die Nährstoffe aufnehmen kann, muss er sie erst verdünnen. Das entzieht dem Körper kurzfristig Wasser und verlangsamt die Aufnahme der Flüssigkeit. Uwe Schröder: «Produkte wie Gatorade oder Activade Berry sind hyperton und deshalb bei hohem Schweissverlust nicht optimal.» Sie können aber geeignet sein, wenn man nur wenig schwitzt.
Vier der Getränke enthielten entweder etwas zu viel oder zu wenig Kohlenhydrate. Uwe Schröder: «Der Kohlenhydratanteil bei Activade Fruit und Powerade Gold Medal ist mit 83 Gramm pro Liter sehr hoch.» Da diese Produkte gleichzeitig hyperton seien, sollte man sie nur bei sehr hohem Energiebedarf und geringem Schweissverlust trinken.
Zusätze wie künstliche Vitamine sind unnötig
Beim Natriumgehalt lagen zwei Getränke - Active O2 Sport Apple und Isosport - deutlich unter der empfohlenen Mindestmenge. Schröder: «Sie können das ausgeschwitzte Salz nicht ausreichend ersetzen und das Wasser binden.»
Einige Sportgetränke enthalten noch weitere Zusätze wie künstliche Vitamine und Spurenelemente. «Das ist unnötig», stellt Fachmann Schröder fest. Wenn sich ein Sportler vernünftig ernähre, habe er keinen zusätzlichen Bedarf. Auch Aromen und Farbstoffe seien überflüssig, ebenso Zusätze wie L-Carnitin oder Kreatin. Sie haben keinen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit.
Gatorade-Hersteller Pepsico International bestreitet, dass eine höhere Osmolalität die Wasseraufnahme verschlechtert: «Bis 400 Milliosmol pro Kilogramm kann der Körper die Flüssigkeit genauso gut aufnehmen.» Zudem steige die Osmolalität bis zum Ablaufdatum des Produkts.
Alternative zu teuren Fertiggetränken: Selber herstellen
Coca-Cola Beverages AG sagt, dass Powerade nicht als isotonisches Getränk angepriesen werde. Zudem würden alle gesetzlichen Bestimmungen erfüllt: «Es gibt keine einheitlichen Richtwerte für den Energie- und Mineralstoffgehalt.» Darauf verweist auch die Adelholzener Alpenquellen GmbH, die Active O2 Sport Apple herstellt. Die ideale Zusammensetzung eines Getränks hänge vom Sport ab und wie intensiv er ausgeübt werde. Zudem sei der Zusatz von Magnesium und Sauerstoff für Sportler nützlich.
Isosport-Hersteller Teusser Mineralbrunnen Karl Rössle GmbH erklärt, sein Getränk sei ein «diätetisches Lebensmittel», das auch für Diabetiker geeignet sei. Deshalb liege der Kohlenhydratgehalt tiefer. Zudem könne es keinen Natriummangel geben: «Selbst bei hohen Verlusten durch Sport ist der Ausgleich durch die in der Regel natriumreiche Kost gewährleistet.» Activade-Hersteller Coop wollte keine Stellung nehmen.
Gekaufte Sportgetränke kosten pro Liter bis zu 8 Franken! Und nicht jeder Sportler verträgt sie gleich gut. Die Getränke können Blähungen, Durchfall und Magenbeschwerden auslösen. Doch es gibt Alternativen, sagt Schröder. «Man kann zum Beispiel zwei bis drei Teile natriumreiches Mineralwasser mit einem Teil Apfel- oder Traubensaft mischen.» Das ergebe ein gutes isotonisches Getränk.
Auch der begeisterte Biker Steffen Riedel aus Boppelsen ZH mixt seine Getränke am liebsten selber. Meistens Sirup oder Mineralwasser, gemischt mit Eistee oder Fruchtsaft. «Das ist billiger und schmeckt nicht so chemisch wie Isogetränke», erklärt er. Vor kurzem fuhr Riedel mit seinem Velo rund 270 Kilometer - von Strassburg nach Zürich. «Auf einer so langen Tour trinke ich bis zu sechs Liter.»
Buch-Tipp
Günter Wagner u.a.: «Trink dich fit. Handbuch für das richtige Trinken in Sport, Beruf und Freizeit», Pala-Verlag Darmstadt, Fr. 22.40
Beim Trainieren gilt: Öfter wenig trinken
- Wenn Sie weniger als eine Stunde trainieren, genügt es, wenn Sie nach dem Training viel Wasser trinken.
- Bei starken Belastungen ab zwei bis drei Stunden sind kohlenhydrathaltige Getränke im Verlauf des Trainings sinnvoll.
- Trinken Sie während des Sports häufig kleinere Mengen, zum Beispiel alle 15 Minuten zirka 2 Deziliter. Das belastet den Magen weniger als grosse Mengen aufs Mal.
- Pro Stunde kann der Magen höchstens 8 Deziliter Flüssigkeit verarbeiten. Mehr zu trinken nützt nichts.
- Bei Wettkämpfen sollte man nichts Neues ausprobieren. Testen Sie im Training unter Vollbelastung, welche Getränke in welcher Dosierung Sie am besten vertragen.