"Meine Harley ist mein Pony" - Angy Burri, 65
In den USA nennen sie ihn Bear Man oder Red Eagle. Doch seine Heimat ist die Innerschweiz. Der Wahl-Indianer und Musiker Angy Burry schliesst nicht aus, dass er wiedergeboren ist.
Inhalt
Gesundheitstipp 9/2004
15.09.2004
Gabriela Braun
Herr Burri, die Indianer gehen zum Medizinmann, wenn sie krank sind. Was machen Sie?
Ich gehe zum Arzt. Ich koche also keine Weidenblätter aus. Bei Kopfweh nehme ich eine Schmerztablette. Und gegen meinen vererbten Altersdiabetes hilft mir ein herkömmliches Medikament.
Sie schwören also auf die Schulmedizin?
Ja, damit fahre ich gut. Einzig letztes Jahr machte ich eine blöde Erfahrung: Ich liess mich zu einer Grippeimpfung überreden. Danach war ich den ganzen Winter vers...
Herr Burri, die Indianer gehen zum Medizinmann, wenn sie krank sind. Was machen Sie?
Ich gehe zum Arzt. Ich koche also keine Weidenblätter aus. Bei Kopfweh nehme ich eine Schmerztablette. Und gegen meinen vererbten Altersdiabetes hilft mir ein herkömmliches Medikament.
Sie schwören also auf die Schulmedizin?
Ja, damit fahre ich gut. Einzig letztes Jahr machte ich eine blöde Erfahrung: Ich liess mich zu einer Grippeimpfung überreden. Danach war ich den ganzen Winter verschnupft, und an Weihnachten litt ich an einer grausamen Lungenentzündung. So etwas mache ich nie mehr.
Ernähren Sie sich wegen Ihres Diabetes speziell?
Ich schaue darauf, dass ich einigermassen ausgewogen esse. Als ich vor zwei Jahren im Spital war, schmeckte mir aber die Diabetikernahrung überhaupt nicht.
In den letzten Jahren las man öfter von Ihren Töffunfällen. Haben Sie sich davon erholt?
Ja, mir geht es so weit gut. Bis vor vier Jahren war ich unfallfrei unterwegs. Doch dann erwischte es mich innert Kürze gleich dreimal. Zwei Autos und ein Lastwagen «schossen» mich auf der Hauptstrasse ab. Dabei holte ich mir einen Unterschenkelbruch, Quetschungen und einige Schrammen.
Und, fahren Sie noch immer?
Ja klar. Meine Harley ist mein Buffalo Pony - auf ihr fühle ich mich wohl. Ich fahre aber immer anständig, rase nie durch die Gegend. Ich will ja, dass mich die Frauen sehen.
Sind Sie ein wiedergeborener Indianer?
Es sind vor allem andere, die mich auf eine Wiedergeburt ansprechen. Selbst Indianer sagen mir dies häufig. Ich begann deshalb, mich mit diesem Thema zu beschäftigen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich schon einmal gelebt habe.
Wann begann Ihre Leidenschaft für die Indianer?
Als ich fünf war. Ich wünschte mir von meinen Eltern einen Tomahawk, einen Schild und einen Federschmuck. In der Schule hielt ich dann Vorträge über Indianer. Heute habe ich unzählige Kontakte zu Indianern in den USA. Ich wurde von ihnen aufgenommen, von einer Familie der Crow-Indianer gar adoptiert. Meine Adoptivtante ist nur zwei Jahre älter als ich...(lacht).
Wie wichtig ist Ihnen Ihre Familie in der Schweiz?
Sie ist mir enorm wichtig. Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Enkelkindern. Mit meiner Frau bin ich seit über vierzig Jahren verheiratet. Das ist mein Clan.
Praktizieren Sie indianische Rituale?
Manchmal, wenn ich in den USA bin, ja. Ich habe die Nabelschnüre meiner drei Enkeltöchter geräuchert und danach mit Salbei und ein paar Haaren der Eltern in Leder gebunden. Das Päckchen sieht aus wie eine kleine Schildkröte, deshalb nennen wir es auch so. Es soll den Kindern Glück bringen und ein langes Leben. Nabelschnüre gelten bei den Indianern als die Verbindung zur spirituellen Welt.
Trifft man Sie in Schwitzhütten und bei Feuertänzen an?
In den USA war ich einige Male in Schwitzhütten. Das ist gut, um den Körper zu reinigen. Hier mache ich das aber nicht - auch Feuertänze interessieren mich nicht. Das ist «New-Age-Zeugs». Damit kann ich nichts anfangen.
Nehmen Sie Drogen?
Nein. Ich trinke nicht mal Alkohol, weil ich ihn nicht mag. Ich rauche auch nicht. Alles, was ich brauche, sind vier bis fünf Milchkaffees pro Tag.
Haben Sie Angst vor dem Tod?
Eigentlich nicht. Wenn es dann aber so weit ist, vielleicht schon. Ich weiss sicher, dass es diese andere, seelische Seite gibt - das kenne ich von meinen Nahtod-Erfahrungen.
Sie hatten Nahtod-Erfahrungen?
Ja, schon mehrmals. Ich bin mit meiner Seele aus dem Körper ausgetreten. Einmal, nach einem Konzert, begann alles zu schweben. Ich sah mich liegen. Das Licht war blau und ich fühlte mich unglaublich wissend. Dann plötzlich bin ich wie auf Watte in meinen Körper zurückgeschwebt. Danach begann ich, mich für dieses Thema zu interessieren. Mein Vater hatte kurz vor seinem Tod ähnliche Erlebnisse.