Leasing - Ein Auto um jeden Preis
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saldo 8/2002
24.04.2002
Über die Hälfte aller in der Schweiz im vergangenen Jahr abgesetzten Neuwagen wurden geleast. Doch Miete statt Kauf lohnt sich finanziell nur selten.
Rund 317 000 Neuwagen sind in der Schweiz im Jahre 2001 gekauft worden. 56,5 Prozent davon wurden gemäss Markus Hess, Geschäftsführer des Schweizerischen Leasingverbandes, über Leasingverträge finanziert. Und der Trend zeigt immer noch aufwärts. Zuerst entdeckten die Unternehmen das Leasing. Mieten statt investieren, hiess di...
Über die Hälfte aller in der Schweiz im vergangenen Jahr abgesetzten Neuwagen wurden geleast. Doch Miete statt Kauf lohnt sich finanziell nur selten.
Rund 317 000 Neuwagen sind in der Schweiz im Jahre 2001 gekauft worden. 56,5 Prozent davon wurden gemäss Markus Hess, Geschäftsführer des Schweizerischen Leasingverbandes, über Leasingverträge finanziert. Und der Trend zeigt immer noch aufwärts. Zuerst entdeckten die Unternehmen das Leasing. Mieten statt investieren, hiess die Devise. Ausserdem versprachen sich Selbstständigerwerbende Steuervorteile. Trotzdem haben die Privat-Leaser stark aufgeholt. Im vergangenen Jahr machte ihr Anteil bereits 45,7 Prozent aus.
Audi bar gekauft: Gut 11000 Franken günstiger
Doch lohnt sich dieses Zahlungsmodell für Private? saldo machte die Probe. Beispiel Audi A4 Avant quattro tiptronic 3 Liter : Sein Listenpreis liegt bei 60 590 Franken. Die Leasingrate bei 48 Monaten Dauer und 20 000 Kilometern pro Jahr beträgt monatlich Fr. 928.60. Für 48 Monate macht das Fr. 44 572.80. Den Rücknahmewert hat Importeur Amag auf 22 489 Franken festgelegt. Das heisst: Diesen Betrag muss der Leasingnehmer nach vier Jahren hinblättern, wenn er den Audi behalten will. Zusammen mit den 48 Monatsraten von Fr. 44 572.80 macht das Fr. 67 061.80.
Bezahlt der Käufer den Audi jedoch bar, erhält er auf den Listenpreis von 60 590 Franken noch einen Rabatt - im Schnitt etwa 8 Prozent: Für 55 743 Franken gehört das Auto ihm. Der Barkauf ist also Fr. 11 318.80 günstiger als die Leasingvariante.
Die Frage stellt sich: Würde der Audi-Interessent finanziell besser fahren, wenn er die 55 743 Franken anlegen und das Auto leasen würde? Zahlt er die Barkaufsumme als freiwilligen Beitrag in die Pensionskasse ein, kommt er mit Zinseszinsen bei einer 4-Prozent-Rendite in vier Jahren auf 65 211 Franken oder einen Zinsertrag von 9468 Franken. Das ist weniger als die Einsparung beim Barkauf.
Lukrativ wird das Leasinggeschäft erst, wenn er die 55 743 Franken in Aktien mit durchschnittlich 8 Prozent Rendite anlegen könnte. Dann hätte er nach vier Jahren ein Plus von 20 095 Franken. Nach Abzug der Leasing-Mehrkosten von Fr. 11 318.80 würden ihm Fr. 8776.20 Gewinn bleiben.
Ähnlich sieht die Rechnung bei Modellen anderer Firmen aus. Einzig bei Hersteller Citroën, der Ende letzten Jahres mit der 0-Prozent-Finanzierung auf den Markt kam, profitiert der Konsument. Zum Beispiel das Modell Xsara Picasso 1.8i-16 V Exclusive: Auf den Bruttopreis von 32 190 Franken erhält der Kunde 7 Prozent plus einen Aktionsrabatt von 1000 Franken. Das ergibt einen Nettopreis von 28 937 Franken. Bei einer Vertragsdauer von 24 Monaten und 10 000 Kilometern pro Jahr zahlt er eine Leasingrate von Fr. 557.05 pro Monat (total Fr. 13 369.20). Der Rücknahmewert beträgt 15 568 Franken, zusammen Fr. 28 937.20. Das bedeutet: Der Kunde bezahlt mit Leasing gleich viel, wie wenn er den Wagen bar kaufen würde. In solchen Fällen lohnt sich Leasing immer.
0-Prozent-Leasing: Oberstes Ziel ist die Kundenbindung
Bereits einen Monat nach Einführung dieser Variante verkaufte Citroën 42 Prozent mehr Autos als im gleichen Monat des Vorjahres. Mit der Aktion will die Firma nicht nur Marktanteile gewinnen. Durch die Leasingverträge verpflichten sich die Kunden, Servicearbeiten bei den Markenvertretungen durchführen zu lassen. Das bringt mehr Geld als das Verkaufsgeschäft. Zudem zeigen Marktumfragen , dass die meisten Kunden nach Vertragsablauf das Auto kaufen oder der Marke treu bleiben. Die Branche erwartet, dass das Beispiel von Citroën Schule macht.
Max Fischer
