Bauern und Hobby-gärtner in der Schweiz streuen jedes Jahr über 80 000 Tonnen mineralischen Dünger aus. So wird der Boden mit zusätzlichen Nährstoffen versorgt, wie Phosphat, Stickstoff und Kalium. Bauern erhöhen dadurch ihren Ernteertrag.
Je nach Herkunft und Phosphatgehalt sind diese Dünger stark mit Uran belastet. Das haben Messungen mehrerer Kantonslabors gezeigt. Das bedeutet: Beim Düngen wird der Boden mit Uran verseucht.
Und das nicht zu knapp: Jährlich gelangen durch das Düngen über zwei Tonnen Uran in die Äcker und Gärten. Dies die Schätzung des Kantonslabors Bern. Uran ist radioaktiv und kann bei Menschen die Nieren schädigen.
Laut dem deutschen Umweltbundesamt kann das Uran ins Grundwasser sickern und von dort ins Trinkwasser gelangen. Aus diesem Grund fordert die Behörde für phosphathaltigen Dünger einen Uran-Grenzwert von 50 Milligramm pro Kilogramm Phosphat. Das Bundesamt verlässt sich bei diesem Urteil auf Experten wie Professor Ewald Schnug von der Technischen Universität Braunschweig. Für Schnug gibt es fundierte Hinweise, dass «mit der Düngung ausgebrachtes Uran zumindest oberflächennahes Grund- und Trinkwasser belastet».
Auch der Schweizerische Verband der Kantonschemiker forderte einen Grenzwert für Uran in Phosphatdüngern. Bei
der Dünger-Messkampagne im Jahr 2012 hatten die Kantonslabors Uran-gehalte von bis zu 1100 Milligramm pro Kilogramm Phosphor ermittelt. Das ist das Zehnfache des in Deutschland geforderten Grenzwerts.
In der Schweiz ist das Bundesamt für Landwirtschaft für die Bewilligung von Düngemitteln zuständig. Ein Uran-Grenzwert für Dünger steht für das Bundesamt «nicht im Vordergrund». Erst müssten die «Zusammenhänge besser verstanden werden».
Dazu klärt unter anderen das Kantonslabor Bern ab, ob und wie viel Uran aus dem Dünger ins Grund- und Trinkwasser gelangt. Das Problem: Uran kommt auch natürlicherweise im Boden vor. Vor allem im Jura und in den Alpen.
Bleibt Düngerzufuhr gleich, gibts Probleme
Das Bundesamt für Landwirtschaft verweist zudem auf den Grenzwert von 30 Mikrogramm Uran pro Liter Trinkwasser: «Messungen weisen nicht auf eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch Uran im Trinkwasser hin», heisst es. Allerdings: In Deutschland gilt ein Grenzwert von 10 Mikrogramm Uran pro Liter Trinkwasser.
Und dieser wird gemäss ersten Messungen des Kantonslabors Bern überschritten: Bei 4 von 15 Proben lagen die Werte zwischen 10 und 30 Mikrogramm. Im Jahresbericht 2013 schreibt das Kantonslabor Bern von Hinweisen, dass «diese Uran-Konzentrationen mit der Phosphat-Düngung in Zusammenhang gebracht werden könnten». Denn die Proben mit den höchsten Uran-Konzentrationen stammen aus dem Mittelland. Dort ist die landwirtschaftliche Nutzung gross und der natürliche Uran-gehalt im Boden eher gering.
Das in den Boden ausgebrachte Uran kommt erst nach Jahren im Trinkwasser an. Experte Ewald Schnug geht davon aus, «dass der Urangehalt im Trinkwasser in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gegenden ansteigen wird». Auch das Kantonslabor Bern warnt im Jahresbericht vor künftigen Problemen, wenn die «Dünger-Zufuhr» gleich hoch bleibe wie bis anhin.
In diesen Düngern steckt kein Uran
Die deutsche Zeitschrift «Öko-Test» untersucht regelmässig Dünger für den Privatgebrauch und lässt dabei auch den Uran-gehalt bestimmen. Eine Pflicht zur Deklaration gibt es nicht. Folgende Produkte erhielten das Gesamturteil «gut» oder «sehr gut» und sind auch in der Schweiz in Gärtnereien, Bau- und Gartencentern erhältlich:
- FloraSelf Garten- und Gemüsedünger (Fr. 2.50 pro Kilo, bei Hornbach)
- Gardol Universal-Gartendünger (Fr. 2.60/Kilo)
- Neudorff Fertofit Garten Dünger (Fr. 5.20/Kilo)
- Gartenkrone Universal-Dünger (Fr. 1.95/Kilo)
- Oscorna Animalin Gartendünger (Fr. 9.95/Kilo)