Antibaby-Pille: Risiko schwerer Depressionen
Diane-35 schützt vor Schwangerschaft und Akne. Doch in England wurden über 100 Frauen, die diese Pille verwendeten, depressiv.
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Gesundheitstipp 6/2006
07.06.2006
Andreas Gossweiler
Moderne Pillen können mehr», jubelte die Zeitschrift «Gesundheit Sprechstunde» in der Titelgeschichte vom Februar. Denn Antibabypillen wie Diane-35 verhindern nicht nur eine Schwangerschaft - sie bekämpfen gleichzeitig die Akne. Und weiter: Diane-35 sei die «Pille für schöne Haut» und eigne sich für «alle Frauen, die verhüten wollen». Was in dieser Werbebotschaft untergeht: Diane-35 kann starke Nebenwirkungen haben.
Auch kanadische Behörden warnten vor der Pi...
Moderne Pillen können mehr», jubelte die Zeitschrift «Gesundheit Sprechstunde» in der Titelgeschichte vom Februar. Denn Antibabypillen wie Diane-35 verhindern nicht nur eine Schwangerschaft - sie bekämpfen gleichzeitig die Akne. Und weiter: Diane-35 sei die «Pille für schöne Haut» und eigne sich für «alle Frauen, die verhüten wollen». Was in dieser Werbebotschaft untergeht: Diane-35 kann starke Nebenwirkungen haben.
Auch kanadische Behörden warnten vor der Pille
Vor einem Monat berichtete die britische Tageszeitung «The Guardian», dass nach der Einnahme von Diane-35 über 100 Frauen an schweren Depressionen erkrankt seien. Bereits im Sommer 2003 warnte die kanadische Gesundheitsbehörde, diese Pille erhöhe das Risiko für Venenthrombosen und Lungenembolien. Und schon 1995 sagten Forscher, die Pille könnte Krebs verursachen.
Die gleichen Wirkstoffe wie Diane-35 enthalten auch die Antibaby-Pillen Cypestra, Elleacnelle, Feminac und Minerva.
Die britische Zulassungsbehörde prüft jetzt, ob eine Verschärfung des Texts auf dem Beipackzettel nötig ist. Die Schweizer Patienteninformation warnt bereits heute, dass die Einnahme von Diane-35 zu Depressionen führen kann. Dennoch behauptet Denise Roth, Sprecherin der Herstellerfirma Schering: «Es gibt keinen Beweis dafür, dass Diane-35 häu?ger Depressionen verursacht als andere Pillen.» Aufgrund der Alarmmeldungen ist Schering nun aber vorsichtig geworden und emp?ehlt Diane-35 nur für Frauen, die unter schwerer Akne leiden.
Etzel Gysling, Arzt und Herausgeber der Zeitschrift «Pharma-Kritik», rät: «Ärzte sollten Diane-35 nur mit grosser Zurückhaltung und für eine beschränkte Zeit verordnen.» Und Frauen, die depressiv werden, sollten das Verhütungsmittel sofort absetzen: «Für die Behandlung der Akne ist man ja nicht auf Diane-35 angewiesen», so Gysling.
Merkblatt Verhütungsmittel: Gratis unter www.gesundheitstipp.ch oder gegen ein frankiertes C5-Retourcouvert bei Gesundheitstipp, «Verhütungsmittel», Postfach 277, 8024 Zürich.